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In der Nacht zum 8. November 2013 änderte sich das Leben hunderttausender Menschen innerhalb weniger Stunden komplett. Ein Taifun, stärker als viele es jemals erlebt hatten, bringt über für weite Teile der philippinischen Inseln Leyte und Samar unfassbare Zerstörung.

Über 6.300 Menschen verlieren im Kampf gegen Taifun „Haiyan“ ihr Leben; Hütten, Häuser und Einkommensquellen werden dem Erdboden gleich gemacht; plötzlich herrscht ringsum Not und Ohnmacht.

Rückblick: Die ersten Stunden und Tage nach Taifun „Haiyan“

Als sich die Ausmaße der Katastrophe abzeichnen, reagiert humedica sofort. Ein Ersteinsatzteam bricht noch am gleichen Tag in Richtung der philippinischen Hauptstadt Manila auf. Keine 48 Stunden später treffen die humedica-Ärzte als erstes internationales medizinisches Team in der besonders betroffenen Küstenstadt Tacloban ein und beginnen unmittelbar mit der Behandlung von Verletzten.

„Niemand konnte sich diese Katastrophe vorstellen, dieses Ausmaß. Wüste Leere, der Flughafen ein zerstörter Fetzen, verzweifelte Menschen, Leichengeruch, Chaos. Menschen, die fliehen wollten, die ‚unbegehbare Stadt‘ in die wir mit Helikopter geflogen wurden – es fühlte sich alles surreal und apokalyptisch an. Als hätte jemand den Atem ausgesogen.

Nichts ging mehr, es gab kein Auto, kein Wasser, kein Benzin, kein Essen, kein Netz, kein Strom. Der Leichengeruch lag über allem und darunter war eine Art Schockstarre.“, erinnert sich Koordinatorin Margret Müller.

humedica begegnet dem großen Bedarf mit der Entsendung weiterer medizinischer Teams und mehrerer Tonnen Hilfsgüter. Die Ärzte behandeln ununterbrochen. Eine Woche nach Taifun „Haiyan“ kann humedica das teilweise zerstörte „Mother of Mercy“-Krankenhaus im Zentrum Taclobans übernehmen und die Hilfe ab diesem Zeitpunkt in einer geschützten Umgebung leisten.

Parallel erreichen Teams im Rahmen mobiler Kliniken auch abgelegene Orte, um dort Verletzte zu versorgen. Noch immer waren Leid und Zerstörung groß, doch die unmittelbare humedica-Hilfe funktionierte einmal mehr.

Überblick: Ein Jahr gelebte Hilfe

Seit die ersten humedica-Helfer in Tacloban angekommen sind, konnten umfassende Hilfsmaßnahmen umgesetzt werden, die den betroffenen Menschen nicht nur in den schweren Stunden nach Taifun „Haiyan“ zur Seite standen, sondern sie auch in den folgenden Monaten auf ihrem Weg zurück in den Alltag begleiteten.

Seit der ersten versorgten Wunde, konnten die Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger von humedica im vergangenen Jahr fast 25.000 weitere Patienten behandeln. Dazu zählten neben der akuten Notversorgung der Menschen in Tacloban und Umgebung auch größere und kleinere Operationen im „Mother of Mercy“-Krankenhaus, das humedica nach umfänglichen Reparatur- und Renovierungsarbeiten im Juni 2014 wieder an die philippinischen Behörden übergeben konnte.

Im Rahmen dieses Engagements begegneten den humedica-Helfern immer wieder Menschen, die das ihnen durch Taifun „Haiyan“ zuteil gewordene Schicksal besonders hart getroffen hat. Jungen und Mädchen, die ohne eine individuelle Fürsorge heute nicht mehr am Leben wären. Umstände, in denen die humedica-Einzelfallhilfe greift. In zwölf Fällen konnte diese Art der Hilfe im vergangenen Jahr auf den Philippinen umgesetzt werden.

Wie bei der heute einjährigen Bea. Das kleine Mädchen wurde stark unterernährt aufgefunden. Durch die traumatischen Erlebnisse des Taifuns, erzeugte ihre Mutter keine Milch mehr und konnte ihr Baby nicht mehr angemessen versorgen. Eine gesonderte Behandlung über mehrere Monate ließ das Mädchen und seine Mutter wieder zu Kräften kommen, so dass sie heute wieder gesund sind.

Neben der medizinischen Unterstützung verteilte humedica in den vergangenen zwölf Monaten 23 Tonnen dringend benötigte Hilfsgüter an Menschen, die durch den Sturm alles verloren hatten. Zelte schenkten Familien, deren Zuhause zerstört wurde, eine erste trockene Unterkunft, Solarlampen spendeten schützendes Licht in der Nacht und Hygienepakete garantierten eine würdevolle Körperpflege und Schutz vor drohenden Epidemien.

Um den Betroffenen über die akute Nothilfe hinaus auch längerfristig zur Seite zu stehen, unterstützt das ">humedica-Patenschaftsprogramm seit Januar diesen Jahres 251 besonders bedürftige Familien. Umfangreiche und den individuellen Bedarfen angepasste Maßnahmen begleiten die Familien auf dem Weg aus der Katastrophe.

Spezielle Trainings und Hilfsgüterverteilungen ermöglichen Erwachsenen die Wiederaufnahme einer beruflichen Tätigkeit. Kinder erhalten Schulmaterialien, obligatorische Schuluniformen und die Transportkosten für den Weg zum Unterricht. Zudem werden alle Familienmitglieder kostenlos krankenversichert.

In den vergangen 365 Tagen konnte humedica dank Ihrer Hilfe viel erreichen. Menschenleben konnten gerettet, Wunden geheilt und Hoffnung geschenkt werden.

Die humedica-Hilfsmaßnahmen auf einen Blick:

73 Einsatzkräfte
24.414 behandelte Patienten
12 abgeschlossene Einzelfallhilfen
23,49 verteilte Tonnen Hilfsgüter
251 Familien im Patenschaftsprogramm

Ausblick: Die Hilfe geht weiter

365 Tage nach Taifun „Haiyan“ geht die humedica-Hilfe in den betroffenen Gebieten weiter. Denn obwohl in einem Jahr vieles erreicht und umgesetzt werden konnte, bleibt die Katastrophe täglicher Bestandteil im Leben hunderttausender Menschen. Sei es durch den Wegfall der Einnahmequelle, das Wohnen in einer notdürftigen Unterkunft oder den bleibenden Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen.

Um dem fehlenden Wohnraum zu begegnen, plant humedica aktuell den Bau von 400 Unterkünften. Zusätzlich befinden sich drei Gesundheitsstationen und eine Schule im Wiederaufbau. Und auch das am Anfang der Katastrophe so wichtige „Mother of Mercy“-Krankenhaus erhält mit der Einrichtung eines OP-Saals weitere Unterstützung.

Natürlich werden auch die 251 Familien des humedica-Patenschaftsprogramms in den kommenden Monaten und Jahren so lange begleitet, bis ihre eigenständige Versorgung gesichert ist und sie mit gutem Gewissen in die Selbstständigkeit entlassen werden können.

Dass die Hilfe für die Opfer von Taifun „Haiyan“ so schnell, effizient und umfassend realisiert werden konnte, war und ist nur dank Ihrer Unterstützung möglich, liebe Freunde und Förderer. Dafür möchten wir uns im Namen aller Hilfeempfänger herzlich bedanken!

Leider gibt es auf dieser Erde auch Katastrophen, die nicht über die berechtigte mediale Öffentlichkeit wie Taifun „Haiyan“ verfügen und so leiden auch in diesem Moment Menschen, etwa in Liberia, Äthiopien oder dem Libanon, unter unsäglicher Not. Deshalb bitten wir Sie heute: Stehen Sie auch weiterhin an unserer Seite und helfen Sie Menschen in Not. Vielen Dank!