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Sie gehört zu den größten Katastrophen unserer Zeit: Seit über drei Jahren diktiert die Syrienkrise den Alltag von Millionen Menschen in und außerhalb des Landes. Viele der Betroffenen sind über die syrische Grenze in den kleinen Nachbarstaat Libanon geflüchtet und benötigen dringend externe Hilfe. Hilfe, die humedica auch dank der Unterstützung des Auswärtigen Amts seit September 2012 leisten kann.

humedica-Mitarbeiterin Lina Koch befindet sich momentan im Osten des Libanons. In ihrem Blog berichtet sie über die aktuelle Situation der Flüchtlinge und ihren täglichen Kampf um ein Stück Alltag.

Tag 3 im Libanon - Ein verständliches Laster

Es ist heiß, schmutzig und laut: Die Umstände in dem kleinen Zelt des Flüchtlingscamps Nummer 27 stellen nicht gerade ein ideales Arbeitsumfeld für einen praktizierenden Arzt dar. Doktor Moubarak ist das egal – als einer der beiden libanesischen humedica-Ärzte fährt er jeden Tag aufs Neue in ein anderes syrisches Lager nahe der Stadt Zahlé und behandelt Flüchtlinge in extra dafür leer geräumten Zelten.

600 dieser Lager gibt es allein im ostlibanesischen Bekaatal, bewohnt werden sie von rund 390.000 Syrern, die Schutz vor der Gewalt in ihrer Heimat suchen.

Ich beobachte Doktor Moubarak bei seiner Arbeit. Er nimmt sich für jeden seiner meist jungen und weiblichen Patienten Zeit. Behutsam hört er Lungen ab, leuchtet in Ohren und Rachen und misst den Blutdruck. Er schafft es, allen die auf dem Klappstuhl vor seinem Behandlungstisch Platz nehmen, ein Lachen zu entlocken. Nicht einfach, bedenkt man die schwierigen Lebensumstände der Flüchtlinge.

Als er eine ältere Frau untersucht, bittet er mich dazu. „Das ist Fatima und sie leidet an Psoriasis. Diese Krankheit sehen wir hier immer wieder.“ Fatima zeigt mir ihre von schuppigen roten Stellen übersäten Arme und Beine, die aussehen als würden sie schrecklich jucken.

Doktor Moubarak erklärt mir, dass Psoriasis häufig durch eine schwere psychische Belastung ausgelöst wird. Bei dem was diese Menschen auf ihrer Flucht vor dem Krieg erlebt haben müssen ist das kein Wunder, denke ich mir und versuche Fatima ein aufmunterndes Lächeln zu schenken.

Unser Apotheker Mazen mischt Fatima eine Tinktur aus verschiedenen Salben und erklärt, wie sie die Creme am besten aufträgt. Als Fatima aufsteht, um die Creme entgegenzunehmen, fällt ihr ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche.

Den tadelnden Blick von Doktor Moubarak erwidernd, erklärt sie sarkastisch: „Bei diesen Lebensbedingungen brauche ich die!“ Ich kann es ihr nicht verübeln und auch Doktor Moubarak bleibt nichts, als ihr lachend zuzustimmen.