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„Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll. Da sind all die verschiedenen Erlebnisse in meinem Kopf, all die unterschiedlichen Gefühle und Empfindungen, die Worte nicht beschreiben können. In meiner Erinnerung sind die vielen Gesichter, Lächeln aber auch Traurigkeit über dieses herrliche Stück unserer Erde, das launisch Leben oder Sterben lässt. Wobei es viel mehr dieser verheerende Krieg ist, der sich zwischen den afrikanischen Hügeln und der großen afrikanischen Seen abspielt.

Kisoro ist 20 Minuten Autofahrt von der kongolesischen Grenze entfernt. Hinter den Vulkanhügeln, die ich von dem Fenster des Gesundheitszentrums, in dem wir arbeiten, bewundern kann, wütet ein unsichtbares Ungeheuer, das tausende Menschen auf die Straßen treibt. Mit Gewalt und einem Krieg, der kein Ende zu finden scheint.

An einem freien Tag meines Einsatzes stehen wir in den frühen Morgenstunden auf. Ein Nebelmantel umhüllt die Sonne, es ist kühl. Der Wagen fährt über einen felsigen Weg, der uns so viele Facetten Afrikas zeigt: Felder werden mit Händen von Frauen bestellt, die die Königinnen des Sonnenaufgangs sind. Lächelnde Kinder gehen zu Fuß zur Schule.

Ein alter Mann wärmt sich die Hände mit seiner Pfeife. Wir sehen Kuhhüter und Wassereimer, die sich den Bewegungen eines Körpers anpassen, der auch ein Baby auf dem Rücken trägt. Farben des Regenbogens müssten sich vor meinen Augen entfalten, aber der Nebel schluckt alles, als wolle er diesem Moment eine besondere Atmosphäre verleihen. Der Sommer scheint in Trauer zu sein.

Die Hauptstraße ist fast leer, als hinter großen dunklen Wolken plötzlich Autobusse und eine Menschenflut sichtbar werden. Ein Flüchtlingslager, das aus weißen Zelten besteht, mit Menschen und Kühen. Es ist eine riesige Wiese, wo alle Lebewesen miteinander leben müssen.

Hinter einer Holzschranke auf einem zentralen kleinen Platz, der aus Schlamm und Felsen besteht, durchzogen von Furchen aufgrund vieler Busmanöver, sitzen Menschen. Oder besser gesagt Schatten ihrer selbst, die mich ansehen. Hunderte Männer, Frauen und Kinder, die mich abwartend umgeben. Manchmal verschwinden sie einfach wieder im Nebel des Lagers, mit leerem Blick, manchmal ohne eine Geste, ohne ein Wort. Kinder spielen an einer Wasserstelle, die spritzt, die Erde begießt und sie zu Matsch werden lässt.

Die Menschenmenge gleicht einer Armee, die ihr Schicksal bereits akzeptiert hat. Einige der Menschen stehen in einer Schlange und warten auf die Registrierung für die Transitbusse, die sie in ein anderes Flüchtlingslager bringen werden. Andere helfen dabei, Ballen von Decken aufzuschneiden und zu verteilen.

Wieder andere warten bereits vor den Bussen auf die weitere Anweisung, einzusteigen und ihre Koffer zu verstauen. Die Busse stehen aufgereiht dazu bereit, die kongolesischen Familien in ihre großen Bäuche aufzunehmen.

Es dauert seine Zeit, aber nach einer Weile gewöhne ich mich an die Menschenflut, die vor den Bussen geschäftig ist. Ich überrasche mich selbst damit, dass ich den Kindern schelmisch zulächle, was diese erwidern. Wie ich das Begrüßungsnicken der Frauen und der Männer, die Kleider aus Europa tragen, erwidere. Sie haben noch das Licht ihres Lebens in den Augen, dass ihre Flucht nicht auszulöschen vermochte.

Ein Mann spricht mich auf Französisch an und fragt, was ich in dem Lager mache. Ich erkläre ihm die medizinische Hilfe, die ich den Patienten des Gesundheitszentrums in der grenznahen Stadt Bunagana bringe. Nach einem kurzen banalen Wortaustausch erzählt er mir, dass er aus seinem Dorf geflohen ist, weil Fremde Kinder umbrachten.

Während er diesen grausamen Akt mimisiert, fragt er mich, wer Kinder töten könne ohne das geringste Reuegefühl zu empfinden. Neben dem Gesagten ist es vordergründig seine Mimik, die mich tief berührt, da seine Augen diesen miterlebten Horror widerspiegeln und unauslöschlich in sich tragen.

Angesichts dieses Blickes legt sich trotz des allgemeinen Stimmengewirrs eine seltsame Stille über mich und die Situation. Eine Stille, in der meine Stimme zunächst stumm versagt, bevor sie schließlich doch mit einem Lächeln „Guten Tag“ hervorbringt. Das Erstaunen über mein Französisch zeigt sich in dem Gesicht des Mannes. Und unmittelbar folgt ein Lächeln, das einen Lichtstrahl auf mich zurückfallen lässt. Er nähert sich, die Hand zum Händedruck ausgestreckt, ohne mir vorzuwerfen, da zu sein.

Sein Gesicht lächelt und wirkt lebendig, als er mit seinem festen Händedruck da vor mir steht. In dem Französisch finden wir unsere Verbindung und fangen an, uns zu unterhalten. Er ist Zahnarztkrankenpfleger. Ich erkläre ihm meine medizinische Richtung und stelle ihm die schreckliche Frage: Warum? Doch die Antwort bleibt er schuldig, muss sie schuldig bleiben.

Er verharrte in seinem Dorf und in seiner Klinik, bis er erfuhr, dass man in einem nahe gelegenen Dorf einen Menschen geköpft hatte. Der Mann musste die Entscheidung treffen, aus seinem Land und in das Flüchtlingslager zu fliehen.

Er hätte wohl gerne symbolisch die Augen vor diesem Schrecken verschlossen und auch tatsächlich die Lider sinken lassen, in der Hoffnung, nach dem Erwachen in seinem Haus und in Frieden zu sein. Aber er steht einer ganz anderen Realität gegenüber: Frauen werden vergewaltigt, bewaffnete Banden plündern und töten.

Dann entgeht mir ein spontaner Witz, den der Mann gemacht hat. Er schlägt sich auf die Schenkel und lacht lange und ansteckend. Unser beider Lachen tut gut, bis es sich schließlich in ein Glucksen verwandelt, wir wider zu Atem kommen und ernsthaft werden.

Ich kann leider nicht mehr für ihn tun als die Unterstützung, die ich mit humedica bereits leiste. Es ist auch verboten, Kugelschreiber, Süßigkeiten oder andere Dinge zu verteilen, da sonst innerhalb weniger Sekunden ein Aufruhr entstehen würde. Der Mann wendet sich wieder seinen Beschäftigungen zu, wünscht mir viel Glück und vertraut Gott seinen größten Wunsch an: nach Hause zurückzukommen.

Die Sonne hat jetzt den Nebel durchbrochen, die grauen Schwaden zerstreuen sich und der Himmel kommt zum Vorschein, rein und fröhlich. Ein blau strahlender Himmel, die Verwesung und das Böse ignorierend, das der Krieg auf der Erde verbreitet.

Ich wandle noch ein wenig in dem Lager umher und dann nehmen wir wieder den Wagen, um in unser Krankenhaus zurückzukehren. Eine seltsame Erfahrung in dieser seltsamen Welt.

Es scheint, dass der Mensch einer von diesen kleinen Kieselsteinen auf der Straße ist, der tagelang am selben Platz liegen bleibt und den dann schließlich der Tritt eines Vagabunden ohne ersichtlichen Grund in die Luft schleudert. Und was kann ein Kieselstein schon dagegen tun?“

Bitte nehmen Sie sich diese Worte des Mediziners aus Belgien zu Herzen und helfen Sie uns, den Menschen in Uganda zu helfen. Denn wir sind - im Gegensatz zu den Betroffenen selbst - durchaus in der Lage dazu! Vielen Dank!

humedica e. V.
Stichwort „Flüchtlingshilfe Uganda
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Auch mit einer kleinen sms Großes bewirken: Stichwort DOC an die 8 11 90 senden und von den abgebuchten 5 Euro gehen 4,83 Euro in die humedica-Projekte.