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Normalerweise reisen humedica-Kräfte mit vergleichsweise leichtem Gepäck in den Einsatzort. Insbesondere, wenn es sich um einen Aufenthalt in einem der langfristigen Projekte handelt - so wie in Kollo (Niger), wo humedica seit 2009 eine eigene Klinik betreibt. Diesmal war der Allgemeinmediziner und Kinderarzt Dr. Peter Eberle (Kassel) jedoch mit vergleichsweise schweren Koffern unterwegs, denn als Geschenk brachte er ein nagelneu gekauftes EKG-Gerät mit.

Zum zweiten Mal hatte sich der Mediziner aus Kassel in roter Weste auf den Weg gemacht. Im Oktober 2009 hatte er seinen ersten Einsatz für humedica absolviert und war mit einem Hilfsteam den Opfern eines zerstörerischen Zyklons auf den Philippinen zu Hilfe gekommen. Diesmal begab er sich jedoch als „Einzelgänger“ auf humanitäre Mission, da er ohne Begleitung in den Niger flog, um das lokale Krankenhauspersonal auf vielfältige Weise zu unterstützen.

Dies war für den Arzt aus Nordhessen eine gänzlich neue Erfahrung, insbesondere, wenn es darum ging, die Eindrücke der ersten Tage zu verarbeiten. Was auf den Philippinen noch gemeinsam in der Gruppe diskutiert werden konnte, beschäftigte den Kinderarzt jetzt alleine: „Es war für mich schon eine Herausforderung, niemanden um mich zu haben, mit dem ich die Geschehnisse des Tages noch einmal besprechen konnte. Aber ich habe in den zwei Wochen schnell so viele nette Menschen kennen gelernt, dass ich absolut glücklich bin, den Einsatz absolviert zu haben.“

Andere Länder, andere Sitten

An die veränderten Klimabedingungen mit deutlich heißeren Temperaturen als im durchwachsenen Sommer Deutschlands hatte sich Dr. Peter Eberle schnell gewöhnt. Allerdings brachte der „Arbeitsurlaub“ dem Mediziner in beruflicher Hinsicht einige neue Erfahrungswerte im Umgang mit Patienten aus einer anderen, nicht westlich geprägten, Kultur.

Neben den sprachlichen Barrieren, die sich mit Hilfe eines engagierten Übersetzers jedoch vergleichsweise gut überwinden ließen, sorgten insbesondere abweichende ethische und religiöse Werte für eine erschwerte Behandlung. „Das Schamgefühl der Patienten in Kollo war wesentlich größer als in europäischen Praxen. Die bei uns gängige Aufforderung, sich für die Untersuchung bitte freizumachen, konnte ich im Niger nicht anwenden“, berichtet der Allgemeinmediziner nach seiner Rückkehr. „Die Grundpfeiler der westlichen Medizin waren dadurch etwas eingeschränkt.“

In den meisten Fällen erfolgte die Untersuchung somit durch die Kleidung hindurch. Unter diesen Bedingungen die richtige Diagnose zu stellen, war auch für den erfahrenen Mediziner eine Herausforderung, die er jedoch gerne annahm. Da sich Dr. Peter Eberle während der Regenzeit im Niger aufhielt, behandelte er hauptsächlich Patienten mit Malaria. Etwa 80% der erkrankten Menschen, die häufig einen weiten Weg auf sich genommen hatten, um sich ärztlich untersuchen zu lassen, litten an der in Afrika immer noch weit verbreiteten Tropenkrankheit.

Aber auch Typhuserkrankungen, Durchfall, schwere Magen- und Darmbeschwerden sowie Hautvereiterungen in Folge von Mückenstichen gehörten zum Behandlungsspektrum des deutschen Arztes. „In Afrika wurde ich mit ganz anderen Krankheitsbildern konfrontiert als zu Hause, in die ich mich selbst erst einarbeiten musste“, gesteht der Kinderarzt. Angesichts der 50 bis 60 kleinen und großen Patienten, die er täglich behandelte, ging dies allerdings recht schnell.

Von europäischer Hektik im Praxisbetrieb keine Spur

Ein weiterer kultureller Unterschied ist Dr. Peter Eberle während seiner Untersuchungen in besonders positiver Erinnerung geblieben, der sich noch dazu auch auf die Art und Weise der Behandlungsmethode auswirkte. „In Deutschland ist ein Arztbesuch immer mit Hektik verbunden. Die Menschen haben heutzutage keine Zeit, sich auszukurieren, alle wollen möglichst schnell gesund werden“, berichtet er von den Erlebnissen seines Praxisalltags.

Wenngleich der Wunsch auf schnelle Genesung auch bei nigrischen Patienten vorhanden ist, so ist die Ungeduld doch bei weitem nicht so stark ausgeprägt. „In Kollo strahlten meine Patienten eine große Ruhe aus, waren nicht so sehr in Eile und viel geduldiger“, erzählt der Mediziner begeistert. Zudem sei die Arbeit von einem äußerst respektvollen und freundlichen Umgang miteinander gekennzeichnet gewesen und auch die Koordination im Klinikbetrieb sei hervorragend organisiert.

Der Allgemeinmediziner und Kinderarzt ist nicht mit leeren Händen in den Niger gereist. Mit im Gepäck führte er ein neu erworbenes EKG-Gerät, das er mithilfe von Spendengeldern finanzieren konnte. Dabei hatte der Kasseler Arzt ein großes Maß an Eigeninitiative bewiesen, denn vor Reiseantritt hatte er in der Zeitung einen Spendenaufruf platziert und von seinem Vorhaben erzählt.

Sein ursprünglicher Plan, das ausgediente Untersuchungsgerät aus seiner Praxis nach erfolgreicher Generalüberholung mitzunehmen, ließ sich aus technischen Gründen zwar nicht realisieren. Da aber erfreulicherweise genügend Gelder für den Kauf eines neuen Geräts eingegangen waren, zögerte Dr. Peter Eberle nicht lange und besorgte Neuware. Dem lokalen Krankenhauspersonal erklärte er während seines Aufenthaltes auch bereitwillig, wie sich solch ein Untersuchungsgerät bedienen lässt.

„Es ist mir ein persönliches Bedürfnis gewesen, mich ehrenamtlich für Menschen in Not zu engagieren. Soweit es möglich ist, möchte ich gerne einmal pro Jahr für eine gewisse Zeit im Ausland arbeiten“, äußerst sich Dr. Peter Eberle zu seinen Beweggründen für einen Einsatz im Niger. „Die Arbeit in Kollo hinterlässt bleibende Eindrücke bei mir und es war toll, etwas bewirken zu können.“

Mit einer Spende zugunsten des humedica-Hilfsprojekts im Niger können auch Sie nachhaltig helfen und den Patienten in der Klinik Kollo eine Stütze sein. Herzlichen Dank.

humedica e. V.
Stichwort „Klinik Niger
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Auch mit einer kleinen sms für Menschen in Not Großes erreichen: Stichwort DOC an die 8 11 90 senden und von den abgebuchten 5 Euro gehen 4,83 Euro in die humedica-Projektarbeit. Vielen Dank!