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„Am Abend ging es wieder los. Es war ein ruhiger Tag, wir sind gut im Krankenhaus der Stadt Ahar angekommen, das sehr zentral im Erdbebengebiet liegt und seit den Beben aus Zelten bestehend im Vorgarten des Hauses aufgebaut ist. Es dient zurzeit als zentraler Anlaufpunkt für alle Verletzten der umliegenden Dörfer. Zumindest für diejenigen, die den unter Umständen weiten Weg zurücklegen können.

Mit unseren Medikamenten, Ärzten und Krankenschwestern unterstützten wir am Tag die erschwerte Arbeit des Klinikpersonals und planten die Einsätze in den umliegenden Dörfern für die kommenden Tage, als ein weiteres Nachbeben uns aufrüttelte. Unser Adrenalinschock legte sich schnell, aber für einige Patienten des Krankenhaus und der Gegend war diese Erinnerung an die katastrophalen Erlebnisse vor wenigen Tagen zu viel.

Sie krampften, verloren das Bewusstsein, schrien, hyperventilierten, erstarrten, weinten oder waren vor Schock wortwörtlich gelähmt. Bei aller Dankbarkeit, helfen zu können, waren wir erschüttert von dem Trauma, dass die Menschen um uns mit sich tragen.

Nach einem halben Tag Arbeit im Krankenhaus fuhren wir mit Mitarbeitern des Iranischen Roten Halbmondes und Personal unseres Gastgeberkrankenhauses in ein nahegelegenes Dorf, oder eher die Zeltstadt neben dem, was von dem Dorf geblieben ist: ein gefährlich spitzer und kantiger Berg aus Lehm und Holz, unter dem wir noch einige Leichen vermuteten.

Je ärmer die Menschen sind, desto mehr Lehm und weniger Ziegel werden beim Hausbau genutzt. Dieses Dorf bestand komplett aus Lehmhäusern, die zwei Ziegelhäuser in dessen Mitte stachen stolz aus dem Haufen heraus. Bis auf die Zelte und noch etwas fließendes Wasser aus gebrochenen Wasserleitungen, das aber nicht trinkbar ist, fehlt es den Bewohnern an allem.

Sie können sich zwar ernähren und es werden immer wieder Basismittel von privaten Spendern geliefert. Aber die sanitäre und hygienische Situation ist verheerend und gefährlich. Es gibt keine Toiletten oder Waschmöglichkeiten und den Betroffenen fehlen auch jegliche Hygiene- und Sanitärartikel.

Langfristig laufen die Bewohner Gefahr, deshalb zu erkranken. Zudem verlieren sie ihre einzige Einnahmequelle - ihre Viehherden. So banal es sich anhören mag, so folgenschwer ist es: die Beben zerstörten Ställe und Zäune und für die Bauern ist es eine beinahe unmögliche Herausforderung, die Tiere wieder einzufangen und halten zu können.

Sayed Asade konnte sich mit seiner Familie in letzter Sekunde aus dem Haus retten, bevor das dritte und zerstörerischste Erdbeben ihre Unterkunft komplett dem Boden gleich machte. Sein Schwiegersohn wollte noch einige Gegenstände aus dem Haus holen und konnte nur noch tot geborgen werden. Das Dorf scheint im Schockzustand zu sein. Unser Einsatz wird dadurch untergebrochen, dass wieder eine Leiche gefunden wird.

Wir sehen noch viel Arbeit vor uns, sind dankbar für die Gastfreundschaft, die unglaubliche Hilfsbereitschaft und Wärme der Menschen, denen wir begegnen und die uns unseren Einsatz hier ermöglichen. Und zutiefst bewegt von der gelebten Solidarität der zahlreichen Iraner, die sich mit vollgepackten Autos aus dem Süden des Landes aufmachen und ihren Mitmenschen helfen, wo sie nur können.

Ich danke auch Ihnen in Deutschland für Ihre Unterstützung und sende Ihnen herzliche Grüße aus dem Norden des Iran.

Ihre Margret Müller”

Auch das gesamte humedica-Team ist sehr dankbar für all die Unterstützung, die diesen Hilfseinsatz ermöglicht. Für die Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, die einen großen Beitrag zu der Erdbebenhilfe leistet. Für Partner wie action medeor e. V., dank deren Spende wir für die ersten 3.000 Patienten Medikamente und Behandlungsmaterialien in das Katastrophengebiet senden konnten. Für die Unterstützung von Turkish Airlines in Form des Transports all der Kisten und Frachtgüter, gemeinsam mit unserem Team.

Und selbstverständlich für Ihre private und individuelle Unterstützung, liebe Freunde. Ohne Ihre Spenden könnten wir den schwer getroffenen Menschen im Iran medizinisch nicht zur Seite stehen, sie bei der Hand nehmen oder helfen. Bitte machen Sie es auch weiterhin möglich, dass wir im Erdbebengebiet im Iran konkrete Hilfe leisten können. Danke.

humedica e. V.
Stichwort „Erdbebenhilfe Iran
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Auch mit einer kleinen sms können Sie Großes bewirken: Stichwort DOC an die 8 11 90 senden und von den abgebuchten 5 Euro tragen Sie mit 4,83 dazu bei, ein Leben maßgeblich zu verändern.