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Vor vier Wochen ist die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen im ugandischen Kisoro zugunsten mehrerer tausend Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo angelaufen. Koordinatorin Heidi Nicklin hat alle Hände voll zu tun, um mit lokalen Behörden sowie Hilfsorganisationen am Ort wie dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), Medical Teams International (MTI) und dem Ugandischen Roten Kreuz (URCS) die vielfältigen Hilfsbemühungen abzustimmen.

Unterdessen sind zwei weitere humedica-Einsatzteams in Kisoro eingetroffen und haben ihre Arbeit in zwei Gesundheitsstationen aufgenommen. Für das erste Zweierteam um die österreichische Ärztin Dr. Heidi Zach und die Kinderkrankenschwester und Medizinstudentin Saskia Hankel ist es nicht der erste Einsatz dieser Art. Bereits im Winter 2011 konnte die Wiener Medizinerin eindrückliche Erfahrungen in vergleichbarer Situation sammeln, als sie im äthiopischen Flüchtlingslager Melkadida medizinische Hilfe für somalische Flüchtlinge im humedica-Gesundheitsposten leistete.

Auch Saskia Hankel gehört zu den einsatzerprobten Kräften in der umfangreichen humedica-Datenbank. Die Bochumer Medizinstudentin, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums steht, ist bereits zum sechsten Mal in roter Weste unterwegs und kann unter anderem auf ihre Afrika-Erlebnisse in Somalia und Niger zurückgreifen. Nach den ersten Arbeitstagen schilderte sie kürzlich ihre ersten Eindrücke: „Die Leute hier sind arm. Nicht nur den Flüchtlingen aus dem Kongo, auch vielen von den Ugandern sieht man an, dass sie nicht viel mehr besitzen als die Kleidung, die sie am Leib tragen.“

Derzeit finden die medizinischen Behandlungen in zwei Gesundheitsstationen statt. Eines befindet sich rund 250 Meter von Nyakabande entfernt, sodass die Patienten aus dem Flüchtlingscamp keine weite Strecke zurücklegen müssen. Für diejenigen, die aufgrund von Verletzungen oder Erschöpfung den Weg zum Behandlungsort nicht zu Fuß bestreiten können, steht ein Ambulanzfahrzeug bereit.

Die zweite Gesundheitsstation befindet sich in Bunagana, der Grenzstadt zur DR Kongo. Dort kommen all jene kongolesischen Frauen, Männer und Kinder in die Sprechstunde, die nicht offiziell als Flüchtlinge registriert sind und zeitweise bei Verwandten oder Bekannten in Uganda leben.

Etwa 30 Familien haben sich kurzerhand unweit der Grenze zu ihrem Heimatland in selbst gebauten Zelten niedergelassen in der vagen Hoffnung, dass sich die Situation im Ostkongo beruhigt und sie eines nicht allzu fernen Tages wieder zurück nach Hause gehen können. Aufgrund unzureichender Hygienemaßnahmen wurde die kleine Zeltstadt jedoch von der ugandischen Regierung geschlossen und die Flüchtlinge in das offizielle Lager nach Nyakabande gebracht.

Derzeit ist mit einer Stabilisierung der Lage im Osten Kongos jedoch nicht zu rechnen. Die blutigen Kämpfe dauern weiter an. „Während unsere Einsatzkräfte im Gesundheitsposten in Bunagana die Patienten medizinisch versorgten, hörten wir im Hintergrund die Gefechte auf der anderen Seite der Grenze“, berichtet humedica-Koordinatorin Heidi Nicklin. Bezeichnenderweise steht die Wundversorgung von Schussverletzungen auch auf dem Behandlungsplan des medizinischen Personals.

Auch die beständig hohe Anzahl an Flüchtlingen im temporären Lager Nyakabande lässt darauf schließen, dass sich der Konflikt in der DR Kongo nicht beruhigt. „In Nyakabande befinden sich immer noch 9.000 Flüchtlinge, und wie viele nicht registrierte Flüchtlinge sich in unmittelbarer Grenznähe in Bunagana aufhalten, kann niemand mit Bestimmtheit sagen“, erzählt Heidi Nicklin weiter. „Der Zustrom an hilfsbedürftigen Menschen aus dem Kongo hält allerdings weiter an.“

An den jeweiligen Markttagen ist der Andrang in den Gesundheitsstationen besonders groß; insgesamt haben die humedica-Kräfte schon mehr als 700 Patienten medizinisch versorgt. Zu den häufig anzutreffenden Krankheitsbildern gehören nach Auskunft von Dr. Heidi Zach, die mittlerweile aus Kisoro zurückgekehrt ist, neben Infektionen der Atemwege und Durchfall vor allem Wurmerkrankungen. Diese seien insbesondere auf die chronisch unzureichende Versorgung mit Lebensmitteln und fehlende Hygienemaßnahmen zurückzuführen.

Doch es gibt in Zeiten dieser großen Not auch erfreuliche Ereignisse, von denen uns berichtet wird - zum Beispiel, wenn neues Leben das Licht der Welt erblickt. „Vergangene Woche kam eine kongolesische Frau in die Praxis nach Nyakabande und marschierte gleich weiter in einen der Behandlungsräume. Als unsere Ärztin kurze Zeit später das Zimmer betrat, lag ein Neugeborenes auf der Liege und die Mutter zog sich schon wieder an“, teilt eine begeisterte Heidi Nicklin am Telefon mit. Großes Erstaunen und sogar eine gewisse Fassungslosigkeit herrschte unter dem anwesenden medizinischen Personal ob dieser ungewöhnlichen Geburt.

Vor wenigen Tagen hat auch das zweite humedica-Team seinen Einsatzort erreicht. Der Gießener Mediziner Dr. Matthias Bayer, der bereits 2006 in Pakistan für humedica aktiv war, sowie die Pflegekraft Steffa Waffenschmidt aus Innsbruck haben ihre Arbeit in Nyakabande aufgenommen. Am Freitag wird sich Susanne Carl auf den Weg nach Uganda begeben und für einen Monat als Assistenzkoordinatorin die Arbeit von Heidi Nicklin unterstützen.

Liebe Freunde von humedica, die Not der Menschen im Osten Kongos hält weiter an, was auch die hohen Flüchtlingszahlen belegen. Besonders jetzt, mit dem Beginn der Regenzeit, in der die Anfälligkeit für grippale Infekte und Fieber steigt, ist medizinische Hilfe unablässig und wird dringend benötigt. Tragen Sie bitte mit einer gezielten Spende dazu bei, dass den kongolesischen Kindern, Frauen und Männern, ob jung oder alt, die notwendige medizinische Behandlung zukommt. Herzlichen Dank!

humedica e. V.
Stichwort „Flüchtlingshilfe Uganda“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Vor drei Wochen ist in Uganda Ebola ausgebrochen. Die hoch ansteckende Krankheit wird hauptsächlich durch eine sogenannte Schmierinfektion (direkter oder indirekter Kontakt mit einem bereits infizierten Menschen), seltener auch durch Tröpfcheninfektion übertragen. Allerdings befindet sich die betroffene Region Kibaale, in der sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 20 Menschen mit dem Virus infiziert haben, über 400 Kilometer von Kisoro, der Wirkungsstätte des Einsatzteams, entfernt. Für das Hilfsprojekt von humedica und die Mitarbeiter besteht derzeit kein erhöhtes Risiko.