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Die Nachrichten und Bilder, die aus Äthiopien, Kenia und Somalia Deutschland erreichen, zeugen von sich nicht bessernden, sondern von sich verschlimmernden katastrophalen Zuständen in dem Hungergebiet am Horn von Afrika. Über die Bedürfnisse der Menschen in den Flüchtlingslagern, über die aktuelle Situation in Äthiopien und persönliche Herausforderungen berichtet Ihnen unsere Medienkoordinatorin Judith Kühl.

Liebe Judith, der Einsatz in Äthiopien war nicht Dein erster für humedica. Was hat dich am stärksten herausgefordert?

Der Einsatz in Äthiopien ist für mich herausfordernd, weil die Hungersnot noch andauert. Ein Ende der Katastrophe ist nicht absehbar. Jeden Tag fordert sie neue Opfer. Die Zahl der Menschen, die lebensnotwendig auf jede Hilfe angewiesen sind, steigt weiter.

Es gilt, sowohl den Menschen zu helfen, die bereits schwer erkrankt oder unterernährt sind, als auch die Menschen zu schützen und zu stärken, die bereits schwach und anfällig sind für lebensgefährliche Krankheiten. Oft geht es um wenige Tage, um Leben und Tod. Ich weiß nicht, welche der kranken Kinder, die ich im Flüchtlingscamp gesehen habe, heute noch leben.

Als humedica-Team sind wir dabei, schnell und effektiv Hilfe zu bringen. Es fordert uns oft heraus, die Masse der Notleidenenden zu sehen. Doch Hilfe fängt immer beim Nächsten an, beim Einzelnen vor mir. Das ist nicht nur eine Hoffnungsperspektive in dem großen Elend. Das ist der entscheidenen Schritt, um anzufangen, Hilfe zu bringen.

Du warst mit dem fünfköpfigen humedica-Ärzteteam an zwei Standorten in Äthiopien; zunächst in der Region Jijiga, dann im Süden nahe Dolo. Wie ist die aktuelle Situation dort?

Die Situation in Dolo ist schlimm. Die gesamte Region ist abgelegen und damit wie vergessen. Es kommt wenig bis keine Hilfe für die vielen Flüchtlinge an. Besonders die Menschen leiden, die bis jetzt in keinem Flüchtlingscamp untergebracht sind, weil die bestehenden überfüllt sind.

Sie bekommen gar keine Hilfe. Familien liegen unter kleinen dünnen Zeltplanen mit Kleinkindern in der Hitze im dreckigen Sand. Sie sind erschöpft. Die Kinder sind krank. Die Sterblichkeit unter den Flüchtlingen nimmt zu. Die Lage ist dort weiterhin sehr ernst.

Was brauchen die Menschen dort am dringendsten?

Bisher fehlt es leider noch in allen Bereichen an ausreichender Hilfe. Die Wasser- und Nahrungsvesorgung ist knapp, medizinische Hilfe gering bis nicht vorhanden. Besonders die Flüchtlinge, die gerade erst ankommen und einen langen Marsch mit vielen Strapazen hinter sich haben, bedürfen sofortiger Hilfe.

Denkst Du, das Horn von Afrika wird uns mit seiner dramatischen Hungerkatastrophe langfristig beschäftigen?

Ich weiß nicht, wie lange uns Deutschen die Hungerskatastrophe beschäftigen wird. Oft passiert es, dass Katastrophen in Vergessenheit geraten, wenn nach einigen Wochen nicht mehr über sie berichtet wird.

Sicher ist, dass die Situation am Horn von Afrika noch lange unserer Hilfe bedarf. Niemand kann abschätzen, wann sich die Lage dort entspannt. Für humedica bedeutet das, unsere Projekte bereits mittel- und lanfristig zu planen.

Zum Beispiel ist ein Ziel unserer Hilfe, lokale Mediziner und Pfleger durch unser deutsches Personal zu trainieren, spezielle Krankheiten, die bei den Flüchtlingen vorkommen, behandeln zu können.

Mit welchen Gefühlen kehrst Du in wenigen Tagen heim nach Deutschland?

Als Team haben wir viele wertvolle, wie auch schwere Momente im Einsatz erlebt. Hungerleidenede und sterbende Menschen zu sehen ist keine Routine für mich. Einzelne Schicksale sowie der Umfang des Elends machen mich betroffen.

Trotzdem bleibt das gute Gefühl zu wissen, dass wir als erstes Team Hilfe in Gang gesetzt haben. Das macht es leichter hinter den schrecklichen Bildern der Leidenden, Bilder zu setzen, die ankommende Hilfe zeigen: sei es ein medizinisches Team aus Deutschalnd oder seien es Tonnen von Hilfsgütern. Das lässt mich trotz der andauernden Not hier dankbar und hoffnungsvoll zurückkehren.

Judith, vielen Dank für Deine Zeit und Deinen abermaligen Einsatz für Menschen in Not.

Liebe Freunde und Förderer unserer Arbeit: unterstützen Sie uns bitte weiterhin bei der angelaufenen Hilfe. Am heutigen Samstag ist das zweite ehrenamtliche humedica-Team in Äthiopien angekommen. Nur gemeinsam mit Ihnen können wir den Menschen helfen.

humedica. e.V.
Stichwort “Hungerhilfe Afrika
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren

Ebenso können Sie uns mit einer Onlineüberweisung oder mit einer sms unterstützen: senden Sie das Stichwort DOC an die 8 11 90 und von den abgebuchten 5 Euro fließen 4,83 Euro unmittelbar in die humedica-Katastrophenhilfe. Vielen Dank!

Die Hilfe von humedica geschieht nicht nur in enger Zusammenarbeit mit der Kindernothilfe und der Stiftung des Deutschen Instituts für Katastrophenmedizin, sondern wird auch unterstützt von Sternstunden e. V., der Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, BILD hilft e. V. "Ein Herz für Kinder" und Apotheker helfen e.V.