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Das Duncan Hospital ist ein Missionskrankenhaus in Raxaul, direkt an der Grenze zu Nepal. Raxaul befindet sich in Bihar, im Nordosten von Indien, und ist eines der ärmsten Gebiete der Welt. Dort habe ich vier Wochen für das von humedica unterstützte Projekt gearbeitet. Und sehr viel erlebt.

Um es vorweg zu nehmen: Ich hatte wieder eine wirklich gute Zeit und bin auch diesmal erfüllt, mit schönen und beeindruckenden Erlebnissen, Erfahrungen und Begegnungen von meinem Einsatz zurückgekehrt.

Das Duncan-Hospital ist ein 200-Betten-Krankenhaus, in dem sich einheimische Mitarbeiter Tag für Tag aufopfernd um ihre Patienten kümmern.
Es mangelt an Ärzten. Dennoch sind alle Mitarbeiter dort mit so viel Liebe, Geduld und Verständnis rund um die Uhr für die Patienten und deren Angehörige da.

In meiner ersten Woche war ich in der Chirurgie eingeteilt, wo die Verständigung nicht immer leicht war, da die meisten Mitarbeiter nur geringe Englischkenntnisse haben. Trotzdem war es immer irgendwie möglich, sich zu verständigen, auch wenn es mal etwas länger dauerte - in Indien lernt man Geduld generell.

Traurige Momente...

Ich habe mich auf jeden Fall sehr schnell dort einarbeiten können und das Arbeiten hat mir sehr viel Freude bereitet. Leider war auch dieser Einsatz verbunden mit Situationen und Erlebnissen, die mich sehr traurig gemacht haben.

Zum Beispiel versuchen dort viele Frauen, sich das Leben zu nehmen, weil ihre Ehemänner massiv gewalttätig sind. Die Frauen werden geschlagen und es kommt vor, dass sie sogar bewusst angezündet werden. Zu ihren Familien zurück können sie nicht, denn die schicken sie sofort wieder zu ihren Männern.

In ihrer Verzweiflung nehmen diese Frauen Rattengift ein oder hochgiftiges Pflanzenschutzmittel. Wenn sie die Selbstmordversuche überleben, frage ich mich, wie es anschließend weitergeht, denn diese armen Frauen müssen in die gleiche Situation zurück, aus der sie versucht haben, sich zu befreien. Es gibt keinen Ausweg.

Ein anderes Beispiel sind die vielen schwangeren Frauen, die meistens versuchen, ihre Kinder zuhause entbinden. Leider kommt es dadurch zu zahlreichen Fehlgeburten und es gibt viele Säuglinge, die mit Behinderungen aufgrund von Sauerstoffmangel zur Welt kommen.

Die Schwestern und Ärzte dort werden täglich mit solchen Situationen konfrontiert und gehen dennoch mit Liebe und großer Freude ihrer Arbeit nach.

...und mutmachende Erlebnisse

Zwei Umstände haben mich in meiner Zeit im Hospital in schwierigen Momenten immer wieder aufgebaut: Einerseits die intensive Arbeit des Teams außerhalb des Krankenhauses. Sie gehen in die umliegenden Dörfer und leisten dort Aufklärungsarbeit in Gesundheitsfragen.

Außerdem schauen sie in den Familien, ob es medizinische Probleme gibt und wo Hilfe benötigt wird. Insbsondere ernsthaft erkrankte Kinder, aber auch Erwachsene haben dann die Möglichkeit, direkt mit ins Krankenhaus zu kommen, um dort behandelt zu werden.

Die Mitarbeiter besuchen auch die jungen Frauen, deren Suizidversuch scheiterte; schauen, ob es ihnen gut geht und reden mit den betroffenen Familien. Es ist eine tolle, in jeder Hinsicht beeindruckende und vor allem lohnenswerte Arbeit, die dort geschieht. Von rund 500 Dörfern wurden schon 170 erreicht - eine großartige Leistung.

Zum Zweiten hat mich der tiefe und feste Glaube der Mitarbeiter sehr beeindruckt, aufgebaut und mitgerissen. Wenn man das einmal erlebt hat und die Morgenandachten besucht, versteht man, dass hier keiner die Hoffnung aufgibt und alle immer weiter gegen diese fürchterliche Armut ankämpfen.

Ein Vorgänger von mir hat es in seinem Bericht sehr schön beschrieben: Es ist ein Ort christlicher Nächstenliebe. Dem kann ich mich nur anschließen. Mir ist das Duncan-Hospital sehr ans Herz gewachsen. Ich möchte gerne wieder dorthin und kann nur jedem einen Einsatz in diesem Krankenhaus empfehlen.