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Am 22. Mai erreichte ich schließlich das Einsatzgebiet, in dem humedica durch die Partnerorganisation Operation Blessing bereits mit der Verteilung von Hilfsgütern begonnen hat, den Überlebenden zu helfen. Ich wollte gerade mein Hotelzimmer verlassen, da begann die Erde wiederholt für eine Minute nach zu beben. Ich stehe im 13. Stock, während das Gebäude zu schwanken und vibrieren beginnt.

Das Ausmaß der Zerstörung ist gewaltig. Die Stadt Wen Chuan nahe des Epizentrums wurde dem Erdboden gleich gemacht. Nur wenige überlebten in den Trümmern das Erdbeben der Stärke 7,9 (auf der Richterskala). Mehr als 30 Staudämme sind mit Rissen durchzogen. Einige von ihnen drohen jetzt einzustürzen. Mit der Wasserflut würden weite Landstriche überschwemmt. Bereits zerstörte Wohngebiete würden dadurch geflutet und noch nicht geborgene Leichen für immer versenkt werden.

In der Stadt Dujiang Yan wurden in einer Schule 900 Schüler lebendig begraben. Ich höre von Zelten und offizielle Plätzen der nahe gelegenen Städte, die als Sammelpunkte für die unzähligen Waisenkinder eingerichtet wurden. Stadien sind gefüllt mit tausenden obdachlosen Menschen. Auf dem Weg in die schwer betroffenen Bergdörfer begegnen mir mehrere Krankenwagenkolonnen mit Blaulicht aus dem Katastrophengebiet. Begleitet mit einem Hilfstransport halten wir im Dorf Yao Jin ca. 30 km vom Epizentrum entfernt an und besuchen die Überlebenden. Menschen, die gerade dabei waren, in den Trümmerhaufen nach unbeschädigten Gegenständen zu suchen und ihr letztes Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.

150 Familien leben hier ausschließlich von der Landwirtschaft. Mir wird berichtet, dass 14 Menschen beim Einsturz ihres Hauses gestorben seien. Bisher haben sie noch keine Hilfe erhalten. Die Verletzten wurden zur Versorgung in die benachbarten Städte evakuiert. Der Sohn einer Familie, deren Haus eingestürzt ist, zeigt mir zwischen den Trümmern ein Sofa, auf dem sein Vater während des Bebens geschlafen habe. Betonbrocken hätten ihn unter dem Dach begraben.

Die Überlebenden schlafen derzeit im Freien. Einige konnten sich mit Holzbalken, Türen oder Plastikplanen ein provisorisches Zelt für die Nacht gebaut, um sich in der jetzigen Regenzeit vor den ständigen Regenfällen schützen zu können. Durch den Bürgermeister des Dorfes haben wir heute an jede der 150 Familien ein Zelt mit Reis, Öl, Zucker und Tee verteilt.

Einige Mitarbeiter sangen und spielten während dessen mit den Dorfkindern. Eine lokale Ärztin begleitete uns, hielt zwischen den Trümmern eine improvisierte Sprechstunde ab und gab Medikamente aus. Voller Freude bedankten sich die Dorfbewohner für die Hilfe in dieser großen Not und nahmen besonders unsere Anteilnahme an ihren Verlust wahr. Mit einem Gefühl der Ohnmacht und mit Tränen in den Augen verließ ich dieses Dorf, aber mehr aus der Freude diesen verzweifelten Menschen heute helfen zu können."

Unabhängig von unterschiedlichen politischen Überzeugungen, aktuellen Konflikten oder anderen Differenzen halten wir es für unsere Pflicht und ein Gebot der christlichen Nächstenliebe, den Betroffenen in China zu helfen. Wir können Sie nur herzlich bitten, unsere Anstrengungen zu unterstützen. Ihre Hilfe kommt an und wird dringend benötigt. Vielen herzlichen Dank.

humedica e. V.
Stichwort: Erdbebenhilfe China
Konto: 47 47
BLZ: 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren