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Dr. Wolfgang Töpel, Herzspezialist aus Idar-Oberstein, ist einer von 674 Menschen in medizinischen Berufen, die sich für einen ehrenamtlichen Einsatz innerhalb eines humedica-Projekts gemeldet haben. Vier Wochen leidenschaftliche Arbeit im Sudan haben ihn nachhaltig geprägt, wie der erste Teil seines intensiven, persönlichen Berichts verrät.

"Nach dreitägiger Anreise über Amman und Khartoum treffe ich in Nyala, Süddarfur, ein. Die Leute von humedica holen mich am Flughafen ab und bringen mich zur Zentrale. Es ist eine herzliche Begrüßung, schließlich haben wir vorher schon miteinander telefoniert.

humedica betreut in der Gegend von Nyala drei Flüchtlingslager mit jeweils etwa 30.000 Flüchtlingen. Die Organisation hat in jedem der Camps eine Klinik errichtet, in der täglich bis zu 200 Patienten ambulant versorgt werden. Zusätzlich besteht rund um die Uhr eine Hebammenbereitschaft. Die Kliniken haben einen Betonfußboden, die Decken und Wände bestehen aus Holz, Bambus und Strohmatten. In der Regenzeit wird eine Plastikplane übers Dach gezogen. humedica hat einheimische Ärzte, Hilfsärzte, Krankenschwestern, Hebammen und weiteres Personal angestellt, zu dessen Verstärkung Ärzte und Krankenschwestern aus Deutschland im monatlichen Turnus eintreffen.

humedica e.V. mit Sitz in Kaufbeuren ist die größte im Raum Nyala tätige Hilfsorganisation. Die Arbeit wird sehr stark durch das Auswärtige Amt in Berlin unterstützt. humedica unterhält außerdem ein Schulprojekt für etwa 3000 Kinder und einen Kindergarten.

Die Menschen im Lager hausen in provisorischen Hütten, die sie aus dürren Ästen, Gestrüpp, Matten, Plastikfetzen oder Decken erstellen. Bei ihrer Ankunft erhalten sie Strohmatten für den Boden, Decken, Seife und Wasserkanister, um sich an den im Lager eingerichteten Wasserstellen versorgen zu können. Oft leben mehr als sechs Personen in einer solchen Hütte. Mittags steigt die Temperatur auf über 40° im Schatten.

Meine Aufgabe besteht darin, in Zusammenarbeit mit einem einheimischen Arzt in einer dieser Camp-Kliniken die Patienten ambulant zu versorgen. Sie kommen mit Haut-, insbesondere Pilzerkrankungen, Verbrennungen, vereiterten Wunden, alten Verletzungen, die sie bei den Überfällen ihres Dorfes oder auf der Flucht erlitten haben. Am häufigsten aber sind Fieber, teils anfallsweise durch Malaria, Lungenentzündungen und Bronchitiden. Viele haben Durchfall, der manchmal sogar blutig (Ruhr!) ist. Viele Kinder sind ausgetrocknet und benötigen eine speziell zubereitete elektrolythaltige Flüssigkeit, manche sind stark unterernährt, haben Pilz im Mund und können kaum noch trinken. Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen weisen auf Wurmerkrankungen hin. Aber es gibt auch vereinzelte Fälle mit Tetanus, Hirnhautentzündung und einen Choleraverdachtsfall."

Bitte lesen Sie auch den zweiten Teil des Erlebnisberichts von Dr. Wolfgang Töpel, der in Kürze veröffentlicht wird.