Skip to main content

Nyala/MKÖ 04.04.2007 - Im Mai 2006 kam humedica erstmals ins Camp Al Salam. Damals war das Lager völlig unterversorgt. humedica nahm die Versorgung der Flüchtlinge mit einer mobilen Klinik auf, anfangs 3-mal pro Woche, später täglich. Im August begann der Bau einer temporären Klinik, unterstützt durch das Missions- und Hilfswerk Operation Blessing.

Dank dem Auswärtigen Amt in Berlin konnten wir zur gleichen Zeit auch die Camp-Koordination übernehmen. Das bedeutet nicht, dass humedica alle Bedürfnisse stillt, sondern humedica sorgt dafür, dass alle Hilfsorganisationen effektiv zusammenarbeiten. Inzwischen gilt Al Salam als Modellcamp um Nyala. Seit Mitte Januar ist dieses Camp das einzige Lager um Nyala, das noch Flüchtlinge aufnimmt.

humedica baute und betreut hier gemeinsam mit der Kindernothilfe Duisburg und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, eine Schule für etwa 1.300 Mädchen und Jungen. Für Kinder wie Taba, die 12 Jahre alte Tochter von Ibrahim, die ohne dieses Projekt sonst wahrscheinlich nie eine Schule besucht hätten.

Ibrahim ist 65 Jahre alt. Ein Muslim mit Verantwortung für 3 Frauen und 22 Kinder. Wir treffen ihn im Flüchtlingscamp Al Salam, 20km von Nyala, der Hauptstadt Darfurs. Ich frage ihn, was ihn bewegt hat in dieses Camp zu kommen. Die Antwort macht mir deutlich, warum ein Flüchtlingscamp ein scheinbar besserer Ort zum Leben ist. Mitglieder der arabischstämmigen Reitermiliz Janajaweed haben sein Dorf überfallen und alle Tiere geraubt, die im Dorf vorhanden waren und damit die Lebensgrundlage der Dorfbewohner in einer Nacht zerstört. Wir reden nur über die Tiere. Was den Menschen in dieser Nacht alles passiert ist, besprechen wir nicht. Er ist, wie die meisten Einwohner seines Dorfes, in das 50km entfernte Camp aufgebrochen, um hier mit dem Nötigsten versorgt zu werden. Der Überfall ist 25 Tage her, und ich frage mich woher Ibrahim die Kraft zum Lächeln nimmt.

Ibrahims Familie kam in einer Zeit, als täglich über 300 neue Flüchtlinge das Camp erreichten. Bei solchen Menschenströmen ist die reibungslose Zusammenarbeit der Organisationen sehr wichtig, um den Flüchtlingen möglichst schnell zu helfen. Inzwischen erhält nahezu jede neue Flüchtlingsfamilie innerhalb von 48-Stunden eine Zeltplane, Wasserkanister, Decken und Schlafmatten je nach Familiengröße. Ibrahims Familie kam, wie alle neuen Flüchtlinge, zum humedica- Registrierungszentrum. Das ist eine Art umzäunter Hof mit Schatten spendenden Elementen, in dem die Flüchtlinge zunächst registriert werden, Essenskarten und Hilfsgüter erhalten sowie einen Platz im Camp zugewiesen bekommen. Für Ibrahim ist das nun mehr als drei Wochen her und seine Familie hat seitdem Zugang zu sauberem Wasser, Bildung und Gesundheitseinrichtungen. Es gibt Frauenbilddungskurse, einen Kindergarten und verschiedene Aktivitäten für Jugendliche. Eine Partnerorganisation liefert Materialen, aus denen die Frauen Matten herstellen, die wiederum zur Vergrößerung der Hütten verwendet werden.

Im Dorf, aus dem Ibrahim kommt, gab es seit zwei Jahren keine medizinische Versorgung mehr. Inzwischen waren verschiedene Familienmitglieder schon in der nahen humedica-Klinik, in der sich neben ca. 20 lokalen Angestellten auch Mitarbeiter des humedica-Ärzteteams um die Gesundheit von Flüchtlingen kümmern. Die vier Jahre alte Tochter Fatima, der es auch heute noch nicht richtig gut geht, war erst gestern zur Behandlung.

humedica bietet neben der kostenfreien hausärztlicher Versorgung, Medikamenten, Gesundheitserziehung für wartende Patienten, Impfungen auch einen 24-Stunden-Geburtshilfe-Service an.

Ibrahim zeigt mir seine bescheidene Hütte für die er sich dankbar zeigt. Er ist einer von mehr als 10.000 Flüchtlingen im Camp AL Salam, um die sich humedica auch in Ihrem Auftrag kümmern kann. Danke!