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Unsere Kollegin Heinke Rauscher ist zu Besuch bei humedica Lanka. Neben unseren sri-lankischen Kollegen lernt sie auch die verschiedenen Projekte auf der Insel kennen. Was sie dort erlebt, berichtet Heinke für uns in ihrem Blog.
Teil 8: Abschied von Sri Lanka
Jemand klopft an meine Tür und ich bekomme süßen Tee. Heute findet die Vorstandssitzung für humedica Lanka statt, ein neuer Vorstand soll gewählt werden.
Während dieser tagt, schlendern Klaus und ich die Hauptstraße von Dehiwala entlang, dem Ort südlich von Colombo, in dem wir untergebracht sind. Wir beobachten das Treiben in den Geschäften auf beiden Seiten der Straße. Es ist bewölkt und zum Glück nicht ganz so heiß, wie es sein könnte. Auf dem Rückweg kehren wir in einer kleinen Bäckerei ein. Hier finden wir leckere Muffins, Kuchen und ein Gebäck, das anlässlich des bevorstehenden Neujahrfestes von dem Menschen in Sri Lanka gerne gegessen wird.
Zusammen mit Prithi und seiner Frau Delrine besuchen wir eine internationale Schule, die eigenständig von einer lokalen Freikirche mit Unterstützung von Eltern und Vorstand finanziert und aufgebaut wurde. Die Arbeit ist beeindruckend und für die Schüler eine wertvolle Einrichtung.
Anschließend gehen wir Mittagessen und besorgen in einem lokalen Kaufhaus Tee und ein paar weitere Dinge zum Mitnehmen nach Hause. Gegen 19 Uhr startet unser Flug nach Bangalore in Indien und wir reisen rechtzeitig ab, denn wir müssen durch die ganze Stadt fahren, um zum Flughafen zu kommen, der nördlich von Colombo liegt. Zum Glück ist der Verkehr am Sonntag nicht ganz so zäh, wie während der Woche. Das Einchecken und die Gepäckabgabe erweisen sich als Geduldspiel. Wir sind froh und dankbar, als wir endlich im Flugzeug sitzen.
Nächster Stopp: humedica India
Der Flug dauert etwas mehr als eine Stunde. Am Flughafen in Bangalore werden wir von Willson aus dem Team von humedica India abgeholt, der uns zwei Stunden später beim humedica-Gelände „Peniel Garden“, zirka 20 Minuten von Kolar Gold Fields entfernt, abliefert. Wir werden von Benjamin Kern, dem Landeskoordinator für humedica India, herzlich begrüßt und ich falle nach kurzer Zeit müde und glücklich darüber am Ziel zu sein in mein Bett.
Unsere Aufgabe in Indien ist es, das zweite Einsatztraining für medizinische Fachkräfte und Koordinatoren durchzuführen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte…
Teil 7: Großartige Arbeit des humedica-Teams in Manipay
Heute finde ich endlich Zeit, das humedica-Team in Manipay ein wenig besser kennenzulernen und mehr von der erstklassigen Arbeit der Kollegen hier zu erfahren.
Handwerkliche Fähigkeiten befähigen Frauen
Der Nähkurs hat angefangen. Zweimal in der Woche findet nachmittags ein kostenloser Näh- und Stickkurs für Frauen und Mädchen statt. Innerhalb eines halben Jahres lernen sie die Grundlagen des Nähens und Stickens. humedica unterstützt die Frauen bei der Anschaffung einer eigenen Nähmaschine und befähigt sie so, mit ihren eigenen Näharbeiten zum Haushaltseinkommen beizutragen. Voller Stolz zeigen sie uns ihre Werkstücke. Es sind sauber bestickte, bunte Kopfkissenbezüge, Kleidungsstücke für Babys und Schuluniformen für Kinder.
Auf dem humedica-Grundstück herrscht überall reges Treiben. Rund 40 bis 50 Kinder und Jugendliche verbringen ihren Nachmittag hier im GROW-Zentrum von Manipay auf dem humedica-Campus.
Bei unserem Rundgang auf dem Gelände kommen wir zu den Klassenzimmern. Während die einen in den Schulungsräumen ihre PC-Kenntnisse verbessern, erklärt der Natur- und Technik-Lehrer seinen Schülern die Bestandteile einer Zelle. Auch Englischkurse gehören zum Programm.
Im Freien spielt eine Gruppe Ball und amüsiert sich köstlich, als Klaus sich den Ball schnappt und fleißig mitmischt und das Spiel etwas durcheinander bringt. Er hat sofort das Herz der Kinder und Jugendlichen gewonnen. Nebenan wird Badminton gespielt und hinter dem Haus finden Schlagübungen für das in Sri Lanka beliebte Kricket statt.
Während der Ferien bietet das GROW-Team in allen Zentren Feriencamps für Kinder an. Auch hier werden die Werte des GROW-Programms in verschiedenen Aktivitäten spielerisch vermittelt. Es geht darum, die Kinder ganzheitlich im Wachstum zu unterstützen. Das Team möchte ihnen Fähigkeiten für das Leben und den Alltag an die Hand geben. Dazu gehören auch Basteln, Werken und Kochen.
Engagement und Leidenschaft im Team
Theopan, mit Spitznamen auch Teepan genannt, gehört ebenfalls zum humedica-Lanka-Team in Manipay. Er ist seit zwei Jahren dabei und für Sicherheitsthemen, Hausmeisterdienste und die Beaufsichtigung der Kinder zuständig. Zusammen mit seinen Kollegen besucht er die GROW-Zentren regelmäßig.
Ragu arbeitet bereits seit 2005 für humedica Lanka, derzeit als Field Officer. Das bedeutet, dass er, zusammen mit Nallasingam die Projektarbeit auf der Jaffna-Halbinsel betreut. Er ist Ansprechpartner für die Lehrer und anderen Mitarbeiter des GROW-Programms Außerdem verantwortet er das humedica-Lager in Manipay, alle Fahrzeuge und kümmert sich um die Inventur.
Auch ein Baumprojekt, das humedica Lanka im Rahmen des nationalen Baumpflanztags 2017 ins Leben gerufen hat, betreut Ragu: Knapp 70 Bäume wurden im vergangenen Jahr gepflanzt, die nun von Dorfbewohnern bewässert und gepflegt werden. Denn das Pflanzen von Bäumen ist wichtig, um die Menschen am Ort vor Naturkatastrophen zu schützen.
Was tun, wenn es brennt?
Aus Colombo haben wir Feuermelder und Feuerlöscher mitgebracht. Unsere erfahrene Einsatzkraft Klaus Ruhrmann hat das Team informiert, in welchen Räumen auf dem Gelände diese angebracht werden müssen. Er hat die Aufgabe, eine Feuerübung mit den Kindern, Lehrern und dem humedica-Team durchzuführen.
Zunächst erklärt er allen Anwesenden die Notwendigkeit für diese Übung und wie sich jeder im Brandfall verhalten soll. Ein Sammelpunkt wird vereinbart und die Kinder und Lehrer werden auf die Schulungsräume verteilt. Der Unterricht geht weiter, bis Klaus den Feueralarm auslöst. Die Kinder rennen aus dem Haus und sammeln sich zügig am Treffpunkt. Klaus ist zufrieden. Und die Kinder stolz.
Teil 6: Der lange Weg zum Arzt
Heute Vormittag fahren wir in eine Region, die bis vor neun Jahren wegen des Bürgerkriegs vollständig vom Militär besetzt war. Damals waren zahlreiche Menschen aus der Region geflüchtet. Viele suchten vorübergehend im Ausland Schutz – wie unser Projektleiter Nallasingam.
Seit dem Friedensabkommen sind die Menschen in ihre Dörfer zurückgekehrt und neue Familien haben hier ihre Heimat gefunden. Von den 40 Familien, die hier vor dem Krieg ansässig waren, ist die Bevölkerung in den letzten Jahren auf 180 Familien gewachsen. Ein positives Zeichen, das Hoffnung für die Zukunft dieser Region macht.
Mobile Kliniksprechstunde
Auf der Terrasse des kleinen Dorfbüros in Palaly findet jeden Freitag von 10 bis etwa 13 Uhr eine mobile Kliniksprechstunde statt. Dahinter liegt das Meer, einen schmalen Streifen kann ich von hier aus sehen. Links von uns ist nach wie vor Militärsperrgebiet.
Unser Fahrer Francis Nixon rollt das große humedica-Plakat aus, das die kostenlose Sprechstunde ankündigt. Tharshika, eine junge, aber sehr erfahrene Pflegekraft, bereitet mit Unterstützung von Karthika die kleine Apotheke vor. Seit zwei Jahren behandelt Dr. Puvaneswaran die kleinen und großen Patienten, die die Sprechstunde aufsuchen. Die mobile Klinik wird sehr rege genutzt: Bis zu 70 Patienten versorgen Mrs. Puvaneswaran und ihr Team hier an einem Vormittag.
„Die meisten Menschen kommen mit Symptomen wie Fieber, Husten und Ganzkörperschmerzen zu uns“, erklärt mir die Ärztin freundlich. „Wir behandeln Ekzeme und Wurmkrankheiten. Hin und wieder entdecken wir Dengue-Fieber. Malaria gibt es zum Glück nicht mehr“, erzählt Dr. Puyaneswaran. Früher hat die Ärztin in einem großen Krankenhaus gearbeitet.
Mrs. Puvaneswaran widmet sich ihren ersten Patienten. Freundlich fragt sie die Mutter nach den Symptomen der kleinen Tochter. Mit dem ausgestellten Rezept gehen sie an den Tisch der kleinen Apotheke von Tharshika und Karthika. Sie stellen die benötigten Medikamente zusammen und notieren genau, welcher Patient welche Arznei in welcher Menge erhalten hat. „Es bereitet mir viel Freude, die Patienten zu versorgen. Vor allem arbeite ich sehr gerne in unserem Mental Health Programm“, erzählt Tharshika hoch motiviert.
Programm für psychische Gesundheit
In Zusammenarbeit mit den regionalen Gesundheitsbehörden und einem Spezialisten arbeitet Tharshika für humedica Lanka in einem für die Region einzigartigen Programm: Hausbesuche für psychisch kranke Menschen. Psychische Erkrankungen sind in Sri Lanka stigmatisiert. Die Angehörigen schämen sich für ihre betroffenen Familienmitglieder, verstecken sie, manchmal ein Leben lang.
Mit Hausbesuchen bei über 70 Patienten baut das Team nach und nach Vertrauen bei den Betroffenen und deren Familien auf. In diesem einzigartigen Programm versorgen sie die Patienten mit wichtigen Arzneimitteln, nehmen sich Zeit für sie und ihre Angehörigen, beraten und schlagen therapeutische Beschäftigungen vor.
Tharshika ist in ihrem Element, wenn sie von ihren Patienten berichtet. Ich merke, ihr Herz schlägt für ihre Arbeit. „Als ich psychisch kranken Patienten während einer Spezialfortbildung zum ersten Mal begegnet bin, hat sich ihnen mein Herz geöffnet. Ich musste weinen und wollte für diese Menschen da sein“, erzählt die junge Frau leidenschaftlich.
Nachhaltige Hilfe aus Deutschland
Bevor wir uns von der mobilen Klinik in Palaly wieder auf den Weg zurück nach Manipay machen, lassen wir uns den Blick aufs Meer nicht entgehen. Am Strand liegen Fischerboote und warten auf ihre Fischer. Die meisten Menschen hier leben vom Fischfang. Nach dem Tsunami 2004 hatten die Überlebenden der Katastrophe alles verloren. 2005 stellte humedica, dank zahlreicher Spenden aus Deutschland, den Fischern 1.340 neue Boote mit Außenbordmotoren und Netzen zur Verfügung, damit diese schnell wieder in Lohn und Brot kommen konnten. 14 Jahre später liegen diese Boote noch immer am Strand und sorgen für ein Einkommen für ihre Besitzer.
Teil 5: GROW – Wachsen auf vielfältige Weise
Während unserer Fahrt an das Nordende des Landes passieren wir Bananenplantagen, Kokos- und Palmyrapalmen, Tabak und Kohlfelder, Mangobäume und Papaya-Stauden. Unser Ziel ist eine kleine Grundschule in Thunnalai, einer sehr ländlichen Gegend, die 2004 vom schweren Tsunami weitestgehend zerstört wurde. Heute leben hier vor allem Tagelöhner. Ihr Bildungsgrad ist niedrig. Die abgeschiedene Lage schmälert ihre Entwicklungsmöglichkeiten und dadurch die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zusätzlich.
Wir sind unterwegs mit Nallasingam, dem Projektleiter für unsere Arbeit im Norden. Er ist während des Bürgerkriegs nach Deutschland geflohen und hat dort Deutsch gelernt.
Nallasingam erklärt mir, dass die Eltern ihren Kindern hier wenig bieten können. Während wohlhabendere Familien aus den größeren Orten ihren Kindern Nachhilfestunden bezahlen können, haben die Schüler in ländlichen Gebieten keine Chance auf Vertiefung des Schulstoffs. Zudem sind die Lehrer auf dem Land häufig nicht gut ausgebildet: Die Grundschullehrerausbildung dauert nur ein halbes, das anschließende Referendariat ein Jahr.
Give + Receive + Observe + Work = GROW
Um bedürftigen Schülern auf dem Land eine bessere Chance zu geben, hat humedica Lanka, zusammen mit den regionalen Behörden, sogenannte GROW-Zentren eingerichtet. Hinter dem Wort GROW – Englisch für WACHSTUM – stecken vier Werte, die in den Zentren praktisch gelebt werden:
G für GIVE – Englisch für GEBEN. Sowohl die Mitarbeiter, als auch die Kinder und Jugendlichen sollen lernen, zu geben: Zeit, Engagement, Aufmerksamkeit dem Anderen gegenüber, Wertschätzung, Dank und vieles mehr.
R steht für RECEIVE – ANNEHMEN. Es geht darum, Komplimente, aber auch Kritik, anzunehmen und Reflektion zuzulassen.
Hinter dem O steckt das Wort OBSERVE – BEOBACHTEN. Jeder wird dazu ermutigt, Situationen zu beobachten, um Herausforderungen zu erkennen und dann die Chance zum eigenen Wachstum und dem der Gruppe zu nutzen.
Der Buchstabe W schließlich steht für WORK – ARBEITEN. Schüler und Lehrer sollen für sich, aber auch für andere, aktiv werden. So hat jeder die Chance auf Weiterentwicklung.
An zwei Tagen in der Woche fährt das humedica-Team in ausgewählte Schulen auf dem Land. Angeboten wird kostenlose Nachhilfe in den Fächern Mathe, Englisch und Naturwissenschaften. An den Schulen, die über eine entsprechende Ausstattung verfügen, vertiefen IT-Lehrer das Computerwissen der Kinder. Das Spielen und Basteln darf natürlich auch nicht zu kurz kommen und so stehen verschiedene Aktivitäten im Laufe des Nachmittags ebenso auf dem Programm, wie eine gesunde Mahlzeit.
Wenige Chancen für Kinder vom Land
Zum Abschied erzählen uns die Grundschüler in Thunnalai voller Zuversicht von ihren Zukunftsplänen. Wir erfahren, dass wir vor künftigen Polizisten, Ärzten, Lehrern, Soldaten und einem Ingenieur stehen.
Auf der Weiterfahrt unterhalte ich mich mit Nallasingam darüber und frage ihn, welche Perspektive diese Jungen und Mädchen haben. Er erzählt, dass die weiterführende staatliche Schule zwar kostenlos, aber weit entfernt liegt. Wenn sich die Eltern die Busfahrt nicht leisten können, müssen die Kinder schon früh den Schulbesuch abbrechen und ein ähnliches Leben wie ihre Eltern führen.
Motiviert um zu helfen
Der Weg aus diesem Kreislauf heraus ist alleine kaum zu bewältigen. Das Team von humedica Lanka unterstützt die Fachlehrer mit dem GROW-Programm in der Förderung der Schüler wo sie nur können. Auch einige finanzierbare, englischsprachige Privatschulen wurden für die Landbevölkerung in dieser Region bereits gebaut. Man spürt, wie sehr die Mitarbeiter von humedica Lanka für ihre Aufgaben brennen. Ich bin wirklich sehr beeindruckt.
Teil 4: Bildung als Weg in die Selbstständigkeit
Leise reißt mich die Musik aus meinem Handywecker aus dem Schlaf. Für einen Moment muss ich mich orientieren, doch dann weiß ich wieder wo ich bin. Heute werden wir die Arbeit von humedica Lanka auf der Jaffna-Halbinsel kennenlernen.
Zwölf Jahre Angel Schools
Dank der Unterstützung der humedica-Spender konnte in Sri Lanka der Aufbau zweier Schulen finanziert werden: die Angel School Jaffna und die Angel School Manipay. Derzeit befinden sich die Schulen im Prozess eigenständig zu werden.
Wir besuchen zuerst die Angel School in Jaffna, die im Jahr 2006 gegründet wurde. 900 Schüler besuchen aktuell die Schule hier. Sie kommen aus einem Umkreis von 20 Kilometern. 70 Lehrkräfte und weiteres Personal kümmern sich um sie. Kinder ab drei Jahren dürfen den Kindergarten besuchen.
Die Schüler erhalten in der zwölften Klasse einen Englischen A-Level-Abschluss, was dem Abitur entspricht und lernen fünf Sprachen: Englisch, Tamil, Singalesisch, Französisch und Deutsch. Dieser Sprachenschatz eröffnet den Schulabgängern vor allem im Tourismus die Türen zu den Hotels in der Region. Wer es sich leisten kann, arbeitet oder studiert im Ausland und unterstützt von dort die Familie zuhause.
Derzeit hat die Schule zwei autistische Schüler, die in eigenen Räumen von speziell ausgebildeten Lehrerinnen intensiv betreut werden. „Wir möchten gerne weitere autistische Kinder in unserer Schule aufnehmen, denn die meisten anderen Schulen möchten sie nicht, beziehungsweise haben nicht das Personal für diese jungen Menschen“, erzählt Pastor Sam, der Gründer der Schule und ehemaliger Landesdirektor von humedica Lanka.
Nummer Eins im Norden
Die Schule wurde vor ein paar Jahren um ein weiteres Gebäude erweitert. Im Zentrum liegt ein großer Pausenhof. Links neben dem Eingang besichtigen wir die kleine Kantine, den Buchladen, der die notwendigen Bücher aus England und Schreibwaren vertreibt, eine Näherei, in der angestellte Näherinnen die Schuluniformen schneidern, sowie eine kleine Werkstatt für Reparaturen jeglicher Art. Der Sportplatz neben dem neuen Gebäude ist mit einem Basketballfeld ausgestattet – für die wichtigste Sportart der Schule.
Noch vor einigen Jahren hielten sich die Erfolge in Grenzen, was die Spielstärke bei den Sri Lanka-weiten Schulwettbewerben anbelangt. Heute wird die Angel School Jaffna als zweitbeste Schülermannschaft in ganz Sri Lanka gefeiert. Im Norden sind sie die Nummer Eins, berichtet uns der Schuldirektor stolz.
Insgesamt macht die Schule einen guten Eindruck – auch wenn hier und da dringend neue Farbe an die Wände müsste. Der Chemieraum ist sehr einfach ausgestattet. Zwei Computerräume stehen den Schülern zur Verfügung. Über Sonnenkollektoren wird Strom erzeugt.
Bildung für die ganz Kleinen
Zurück auf dem humedica-Campus in Manipay dürfen wir den kleinen Kindergarten auf dem Gelände besichtigen. Die rund 20 Kinder ab drei Jahren warten schon mit ihren drei Erzieherinnen und Eltern auf uns. Wir hören ein Lied auf Englisch, sagen ein paar Grußworte und dann dürfen Klaus und ich den Kindern ihren Entwicklungsbericht überreichen. Wir fühlen uns geehrt. Einige der Kleinen nehmen ihre Berichte voller Stolz und Neugier entgegen. Andere sind schüchtern und etwas irritiert über den fremden Besuch. Es ist nicht anders, als in jedem Kindergarten bei uns.
Anlässlich unseres Besuchs hat Mahana, die Haushälterin aufgekocht. Sie ist eine hervorragende Köchin. Leider finde ich keine Gelegenheit, ihr beim Kochen über die Schulter zu schauen. Zu gerne würde ich das eine oder andere Rezept mit nach Hause nehmen. Wir genießen das gemeinsame Essen als Kollegen und die sehr herzliche Gastfreundschaft.
Teil 3: „Willst du weit kommen, dann reise als Team“
Aktuell besteht das humedica Lanka-Team aus 27 Mitarbeitern. Sie sind sowohl Tamilen als auch Singalesen. Die beiden Volksgruppen haben sich 30 Jahre lang in einem unerbittlichen Bürgerkrieg bekämpft. „Unsere Vergangenheit muss überwunden werden“, wünscht sich Prithi und erklärt seine Strategie: „Wir wollen als gemischtes Team zusammenwachsen und brauchen Menschen, denen es wichtig ist, das Trennende zu überwinden. Dass die Zusammenarbeit gelingt, wollen wir als humedica Lanka weiter tragen.“
Eine Methode, die der Geschäftsführer von humedica Lanka für den Zusammenhalt der Mitarbeiter einsetzt ist das Team Building. „Nach so vielen Jahren Krieg müssen wir alte Vorurteile überwinden und an Themen wie Konfliktbewältigung arbeiten. Ich zitiere gerne eine Werbekampagne, die besagt:“
„Wenn du schnell sein möchtest, dann reise alleine. Willst du weit kommen, dann reise als Team.“
Während humedica Lanka zunächst überwiegend im Norden des Landes tätig war, werden heute von Colombo aus die medizinischen Einsätze im Süden, Osten, Westen und im Zentrum des Landes koordiniert. Unter anderem führen die Kollegen zahlreiche Aufklärungsworkshops zu den Themen Gesundheit, Hygiene und Drogenmissbrauch durch. Sie kümmern sich um Menschen mit psychischen Krankheiten, die in Sri Lanka stark stigmatisiert sind.
„Zu unseren Werten gehört, dass wir niemanden diskriminieren“, erklärt Prithi mir. „Wir sind für jeden Menschen da, der unsere Hilfe sucht. Wir wollen sie unterstützen und befähigen selbstständig zu werden. In den nächsten fünf Jahren möchten wir unsere Arbeit in diesen fünf Regionen weiter ausbauen, denn alle sind katastrophengefährdet.“
Erste Fundraising-Erfahrungen
Die Teilnehmer meines gestrigen Workshops fahren mit mir ins Zentrum von Colombo. Wir haben einen Termin mit zwei Vertreterinnen der Stiftung einer großen Firma hier in Sri Lanka. Ziel ist es, die gestern erarbeitete Theorie aus dem Workshop praktisch anzuwenden.
In einem offenen Gespräch lernen wir die Hintergründe der Stiftung kennen und meine Kollegen aus Sri Lanka dürfen von ihrer Arbeit berichten. Die Stiftung hat ganz klare Förderschwerpunkte und bestehende Partnerschaften. Gemeinsam mit der Stiftungsleitung entdecken wir Parallelen und Themen, in denen eine Zusammenarbeit durchaus denkbar ist. Ich freue mich riesig über das positiv verlaufene Gespräch. Ermutigt und um ein paar nützliche Anregungen reicher, fahren wir zurück ins humedica-Lanka-Büro.
Die lange Reise in den Norden
Nach einem späten Mittagessen fahren wir in Richtung Norden, auf die Jaffna-Halbinsel. Knapp 400 km liegen vor uns. Es herrscht Feierabendverkehr. Wir stehen im dichten Stau. Mal bewegt sich das Auto um einen Meter vorwärts, dann sind es nur wenige Zentimeter. So benötigen wir fast zwei Stunden, bis wir endlich die Stadt hinter uns lassen.
Die immer enger werdende Straße führt uns durch große und kleinere Ortschaften. Die Wege sind gesäumt von winzigen Geschäften, in denen reger Betrieb herrscht. Von Plastikwaren wie Eimer, Schläuchen und Besen, über Obst, Gemüse, Kleidung, Schuhe, Sim-Karten, Bücher, aber auch ausgeschlachtete Autoteile – egal was man sucht, hier findet man es.
Wir fahren auch an beleuchteten Kirchen vorbei. Zahlreiche Tempel sind zu sehen, hin und wieder auch eine Moschee. Überall stehen kleine Schreine, mal mit einem katholischen Heiligen, mal mit einem Buddha. Je weiter in den Norden wir kommen, umso mehr hinduistische Einflüsse werden erkennbar.
Nach rund neun Stunden kommen wir schließlich müde und gut durchgeschüttelt in Manipay bei Jaffna an. Hier hat humedica ein eigenes Gelände mit Kindergarten, Gästezimmern, einem Büro sowie Schulungs- und Seminarräumen. Nach dem Tsunami 2004 hat unsere Organisation dank zahlreicher Spenden sehr große Hilfe in diesem Teil des Landes geleistet, aus der die langfristigen Projekte entstanden sind, die wir in den nächsten Tagen kennenlernen werden.
Teil 2: String Hoppers mit Curry zum Frühstück
Lautes Klopfen an meiner Tür weckt mich. Zeit zum Aufstehen! Kurze Zeit später mache ich meine erste Bekanntschaft mit String Hoppers: Hauchdünne, zu Nestern verdrehte Weizennudeln, die gedämpft gegart mit mehreren dünnflüssigen Saucen serviert werden. Die Schärfe trifft genau meinen Geschmack. Ein Kaffee muntert mich zusätzlich auf, denn ich muss in Kürze meinen Workshop halten.
Motivierte und engagierte Mitarbeiter
Eine meiner Aufgaben auf dieser Reise ist, unsere Kollegen in Sri Lanka in das Fundraising einzuführen, damit das engagierte Team künftig noch weitere Projekte umsetzen kann. Mein Seminar soll dabei helfen.
Voller Eifer sind die zwölf Kollegen aus Sri Lanka dabei. Doch zunächst muss die sprachliche Situation geklärt werden. In Sri Lanka werden überwiegend drei Sprachen gesprochen: Singalesisch, Tamil und Englisch. Die Singalesen, die eher im Süden des Landes zuhause sind, sprechen kein Tamil und die Tamilen aus dem Norden kein Singalesisch. Somit wird unter diesen beiden Gruppen Englisch gesprochen. Aber nicht jeder in Sri Lanka hat die Möglichkeit Englisch zu lernen.
In Rollenspielen üben wir das Vorstellen von humedica Lanka und der Projektschwerpunkte: Medizinische Hilfe, Bildung sowie Katastrophenhilfe. Das Team ist eifrig bei der Sache.
Die Kollegen in Sri Lanka sind motiviert, sehr engagiert und überzeugt von ihrer Arbeit. Die Projekte sind langfristig angesetzt. Morgen haben wir einen wichtigen ersten Termin bei einer der größten Supermarktketten in Sri Lanka. Die Stiftung des Unternehmens war offen für ein erstes Gespräch, das wir als praktische Übung für unseren Workshop angemeldet haben. Gespannt beenden wir unseren Kurs für heute.
humedica Lanka
Vor dem humedica-Gebäude werden Kokosnüsse verkauft. Der Straßenverkäufer schlägt das obere Teil der Nuss mit einem großen Messer geschickt so auf, dass wir schließlich mit etwas Übung das Kokoswasser direkt aus einem Loch in unseren Mund gießen können. Die Flüssigkeit ist erfrischend und belebend und mittlerweile auch bei uns ein Trendgetränk.
Ich habe Gelegenheit, mich ausgiebig mit Prithi zu unterhalten, der seit 2016 der Geschäftsführer von humedica Lanka ist. In Sri Lanka als Tamile im Norden geboren, lebte Prithi mit seiner Frau Delrine und den beiden Kindern 22 Jahre in Südafrika und Lesotho.
„Zunächst hatte ich etwas Sorge in das vom Bürgerkrieg stark betroffene Land zurückzukehren“, erzählt Prithi mir. „Wir haben den Wunsch unseren Landsleuten beim Wiederaufbau zu helfen und humedica Lanka bietet uns die Plattform dafür.“
Seit 25 Jahren ist humedica Lanka bereits als Nichtregierungsorganisation registriert. Die eigentliche Hilfe findet aber schon viel länger statt. „Zwar ist unser Ziel die Katastrophenhilfe und die Hilfe von Schutzbedürftigen“, fährt Prithi fort. „Aber wir wollen die Menschen nicht von uns abhängig machen, sondern sie befähigen selbstständig zu agieren. Sie sollen nicht länger in der Opferrolle bleiben, auch wenn das für viele einfacher ist und ihnen Vorteile bringt. Mithilfe von Katstrophenvorsorgemaßnahmen schulen und bestärken wir sie. Resilienz ist für uns ein wichtiges Thema. Dabei ist unser Anspruch, unsere Hilfe nach einer Katastrophe zeitnah, effizient und effektiv umzusetzen.“
Abends gibt es wie mittags Reis mit verschiedenen Gemüsesaucen. Wie die Einheimischen esse ich mit der rechten Hand, die ich allerdings vorher gut gewaschen und desinfiziert habe. Reis und Gemüse forme ich mit der Sauce zu kleinen Kugeln und stecke mir diese in den Mund. Das Essen schmeckt mir richtig gut!
Teil 1: Neugierde auf ein unbekanntes Land
Es ist meine erste Reise nach Sri Lanka somit bin ich sehr neugierig und gespannt, was mich erwartet. Nach einem langen, aber sehr angenehmen Flug von München mit Zwischenstopp in Doha, kommen wir schließlich am Flughafen in Colombo an.
Der Landesdirektor von humedica Lanka Dr. Prithiviraj Thamotharampillai – von allen Prithi genannt – begrüßt uns mit seiner ergreifenden Freundlichkeit. Begeistert erzählt er von dem vollen Programm, das uns in den nächsten Tagen erwartet. Am Flughafen in Colombo treffen wir auch Klaus Ruhrmann, der nicht wie wir aus München, sondern aus Frankfurt anreist. Klaus ist seit seinem ersten Einsatz nach dem Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 auf vielen Katastropheneinsätzen als ehrenamtliche Einsatzkraft für humedica ein wertvoller Begleiter.
Erste Eindrücke
Wir brauchen über eine Stunde vom Flughafen zu unserem Ziel. Der Verkehr in Colombo hat es in sich: Zu Stoßzeiten ist ein Fußgänger schneller unterwegs, als mit dem Auto, das unter Umständen für wenige Kilometer eine Stunde benötigt. Die Briten haben in Sri Lanka den Linksverkehr hinterlassen. Neben den vielen Autos sind es Hunderte Tuktus, kleine Dreiradtaxis, die den Verkehr scheinbar unberechenbar machen. Fahrzeuge kommen von links und rechts, überholen beidseitig, wenden, bremsen, beschleunigen. Hin und wieder springt ein Fußgänger auf die Straße und riskiert scheinbar sein Leben. Hier fahren zu müssen ist sicher gewöhnungsbedürftig. Ich sehe kaum Radfahrer. Vermutlich ist es zu gefährlich.
Ich bin im Zimmer der Tochter des Administrators von humedica Lanka untergebracht, die in China Medizin studiert – auf Chinesisch! Das imponiert mir wirklich. Vor dem Schlafengehen wird mir noch eine gut gesüßte Tasse Tee in die Hand gedrückt, die ich dankbar annehme.
Meine Gastgeber sind sehr freundlich. Sie sind schon wieder für den neuen Tag aufgestanden, während ich müde ins Bett falle und relativ schnell einschlafe. Der Ventilator dreht über mir seine Kreise und bringt etwas Bewegung in die heiße Luft.