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Bereits vor dem Erdbeben im April 2015 galt Nepal als Hochburg des internationalen Menschenhandels. Doch mit der durch die Katastrophe verstärkten Not, ist auch die Gefahr vor Ausbeutung gestiegen. Durch spezielle Trainings klärt humedica die bedrohte Bevölkerung auf und schützt so vor den Machenschaften der Schlepper.

Handelsware Mensch

Menschenhandel ist ein Thema, das dem wohlsituierten und von einer hervorragenden Rechtsstaatlichkeit gesicherten Bewohner des Westens, meist nur beim Konsum informationsorientierter Medien begegnet und für den Großteil nicht mehr als eine abstrakte Terminologie bleibt, die mit Schlagwörtern wie Zwangsarbeit, Schmuggel oder Prostitution besetzt wird.

Wer jedoch einen zweiten Blick auf die Materie wirft, erkennt schnell, dass das Thema weitaus komplexer und besonders in Bezug auf gesetzliche Grundlagen unübersichtlicher ist als erwartet. In jedem Land gelten andere rechtliche Definitionen, so dass eine allgemeingültige Bestimmung, was als Menschenhandel zählt und entsprechend verfolgt werden kann, beinahe unmöglich ist. Die Strafverfolgung hängt demnach stark vom politischen Willen und der Polizeiarbeit des jeweiligen Staates ab.

Einen ersten Versuch einer international gültigen Begriffsbestimmung unternahmen die Vereinten Nationen im Jahr 2000, im dritten Artikel des sogenannten Palermo-Protokolls. Dort meint der Ausdruck „Menschenhandel“ die Ausbeutung einer Person gegen ihren Willen durch eine andere Person mit Hilfe verschiedener Mittel wie etwa Gewaltandrohung, Täuschung, Betrug oder Missbrauch.

Menschen mit unsicherer rechtlicher oder sozialer Position laufen unweigerlich erhöhte Gefahr, Opfer der grausamen Machenschaften von Menschenhändlern zu werden. Dabei spielen die Themen Lohnsklaverei, Gewalt gegen Frauen und sexuelle Ausbeutung weiterhin eine große Rolle und treten sowohl im nationalen als auch internationalen Kontext auf.

Brennpunkt Nepal

Ein Land, das neben trauriger Brennpunkte wie Thailand oder Kambodscha besonders unter Menschenhandel leidet, ist Nepal. Armut, Arbeitslosigkeit und fehlende Bildung machen die Einwohner des Himalaya-Staats zur leichten Beute. Nach der Schätzung von Experten verschleppen Menschenhändler jedes Jahr zwischen 15.000 und 20.000 nepalesische Mädchen und Frauen.

Viele von ihnen landen in indischen oder chinesischen Bordellen, andere geraten in die Fänge von Organhändlern und einige müssen als Untergebene in Privathaushalten arbeiten. Doch auch Männer sind betroffen, wenn sie als Arbeitsmigranten ins Ausland gelockt und dort unter menschenunwürdigen Bedingungen zu kräftezehrenden Tätigkeiten gezwungen werden.

Nach dem schweren Erdbeben im April 2015, ist die Gefahr von Menschenhändlern missbraucht zu werden, noch größer geworden: In den Katastrophengebieten ist die Not der Menschen gestiegen, viele haben ihre Haus, ihren Besitz und ihre Arbeit verloren und willigen aus Mangel an Perspektiven ein, wenn ihnen Schlepper vermeintliche Auswege in den Städten oder dem Ausland versprechen.

Regierung und Polizei reagieren auf die gestiegene Gefahr mit verstärkten Grenzkontrollen und speziell ausgebildeten Beamten, doch in einem bitterarmen Land wie Nepal können diese Bemühungen nur dürftig bleiben. Und so werden weiterhin tausende Mädchen und junge Frauen mit dem Versprechen auf ein besseres Leben über die offene Grenze nach Indien gebracht und von dort aus weiterverkauft.

Schutz durch Aufklärung

Kurz nach dem Erdbeben startete humedica ein ">Patenschaftsprogramm in Sindhupalchok, einer als Hochburg des Menschenhandels geltenden Region. Die Empfänger der Hilfsmaßnahmen haben durch die Katastrophe ihre Lebensgrundlage verloren und wären leichte Ziele für die in der Gegend hochaktiven Schlepper.

Zu ihrem Schutz organisierte humedica gemeinsam mit der Partnerorganisation Nazarene Compassionate Ministries ein Training für alle lokalen Mitarbeiter. Ausgebildete Fachkräfte unterrichteten die Trainings-Teilnehmer im Thema Menschenhandel und erklärten unter anderem die Tricks und Wege von Schleppern, gesetzliche Grundlagen und Maßnahmen zur eigenen Sicherheit.

In eigens einberufenen Treffen gaben die Mitarbeiter von humedica ihr Wissen dann an die Hilfeempfänger weiter, die wiederum ihre jeweiligen Gemeinden über die Arbeitsweisen und Gefahren von Menschenhändlern aufklären konnten. Rund 1.200 Menschen konnten so direkt und viele weitere Tausend indirekt erreicht und sensibilisiert werden.

Das hohe Interesse der informierten Hilfeempfänger zeigt das Gewicht der Problematik in der nepalesischen Gesellschaft. Das anwesende Frauen zum Teil geschockt und tief erschrocken auf die erklärten Folgen von Menschenhandel reagierten, macht jedoch auch deutlich, wie wenig vermeintlich Betroffene tatsächlich wissen.

Die Wirkung der Informationsveranstaltungen zeigte sich schließlich klar: Alle Trainings-Teilnehmer und Hilfeempfänger waren hochmotiviert, ihr neu erworbenes Wissen an all ihre Bekannten weiterzugeben, um damit nicht nur sich selbst zu schützen, sondern auch weitere Opfer des Menschenhandels zu verhindern.