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Im September 2002 hat sich das erste Ärzteteam von humedica auf den Weg in den Kosovo gemacht. Auf dem Plan stand die medizinische Versorgung kranker Menschen in entlegenen Regionen mithilfe einer mobilen Klinik. Seit neun Jahren begeben sich jedes Jahr mehrere Einsatzkräfte ehrenamtlich für zwei Wochen dorthin, um im Umkreis des Dorfes Krushe e Vogel Menschen zu behandeln.
Erst kürzlich war der Mediziner Dr. Günther Thomas aus Baden-Baden gemeinsam mit Krankenpfleger Stefan Stremlow aus Leipzig für humedica im Kosovo im Einsatz und lässt uns nun an seinen Eindrücken teilhaben:
„Wie vereinbart wurden Stefan und ich am Flughafen in Pristina im Kosovo von Alban und Besnik abgeholt. An unseren roten humedica-Mützen waren wir gleich gut erkennbar.
Der amerikanische Leiter der humedica-Kindertagesstätte im Kosovo und erste Ansprechpartner, Dave Johnson, befand sich zu der Zeit unseres Einsatzes mit seiner Familie auf Heimatbesuch in den USA.
Während unseres Aufenthalts übernahm daher Alban die Aufgabe des Managers, Übersetzers und Fahrers. Besnik hatte ebenfalls die Funktion des Dolmetschers inne, war aber auch mit zusätzlichen Aufgaben betraut.
Zunächst fuhren wir bei herrlichem Herbstwetter durch eine bergige und beeindruckende Landschaft mit bunten Laubwäldern. Unsere Unterkunft befand sich in Krushe e Vogel, das auf Deutsch „kleines Dorf“ heißt. Krushe e Vogel liegt verkehrstechnisch recht günstig an der Hauptstraße nach Prizren, der zweitgrößten Stadt im Kosovo.
Im Zuge unseres Einsatzes besuchten wir täglich Siedlungen, die teils sehr abgelegen und bisher noch nicht von humedica angefahren worden waren. An den entlegenen Orten hielten wir in meist schlecht beheizten Schulhäusern eine zuvor angekündigte Sprechstunde ab.
Wir wurden von den Schuldirektoren, Lehrern, Patienten und der übrigen Bevölkerung immer sehr gastfreundlich aufgenommen - ganz zu schweigen von der Begrüßung der Kinder, die sich besonders freuten, wenn ich Gummibärchen und Luftballons verteilte.
Die Hauptkrankheiten waren in den meisten Fällen der Jahreszeit entsprechend Erkältungen, die sich allerdings bei der Racheninspektion und Lungen-Auskultation (das Abhören der Lunge mit dem Stethoskop) in Grenzen hielten. Jedem Patienten hörte ich routinemäßig Herz und Lunge ab, anschließend wurden von meinen Helfern Blutdruck und Blutzucker gemessen.
Des Weiteren dominierten Rücken- und Gelenkprobleme, die auf die körperlich schwere Feldarbeit zurückzuführen sind, sowie Hypertonie (Bluthochdruck) und Diabetes. Auffällig viele Patienten in sämtlichen Einsatzdörfern klagten über Magenprobleme mit Übersäuerung. Die Ursache hierfür dürfte mit mangelnder Hygiene zusammenhängen.
Das Schicksal einer jungen Frau und eines Mädchens, die beide an Diabetes-Typ 1 leiden, haben mich sehr beschäftigt, mein Mitgefühl erweckt und mich lange in Gedanken verfolgt.
Die junge Frau war 18 Jahre alt und in Begleitung einer Verwandten, die in der Schweiz lebt und perfekt deutsch spricht. Diese erzählte mir, dass ihre Cousine mit 18 Jahren gerade volljährig geworden sei und deshalb die Schweiz aufgrund neuer und verschärfter Gesetze habe verlassen müssen. Sie benötige von morgens 6 Uhr bis nachts 3 Uhr gewaltige Einheiten von Kurz- und Langzeit-Insulin, das im Kosovo privat bezahlt werden muss und somit für die Familie kaum erschwinglich sei.
Ich habe dringend empfohlen, eine Diabetesklinik zur stationären Behandlung und medikamentösen Einstellung ausfindig zu machen. Die beste Möglichkeit erschien mir eine Spezialklinik in Tirana zu sein, deren Adresse Alban ausfindig gemacht hat. Ich wünsche der jungen Frau alles Gute und viel Erfolg.
Die zweite Diabetespatientin war ein etwa 12-jähriges Mädchen mit derselben Problematik. Bei unserer Kontrolle war ihr Blutzuckerwert extrem hoch, weil sie vorher nur ein kleines Stück Schokolade gegessen hatte. Das Kind war so bestürzt über diesen Wert, dass es laut weinend aus dem Saal lief. Auch der Vater des Mädchens konnte es nicht trösten und erklärte mir, dass er für rund 24 Euro alle zwei Wochen Insulin kaufen müsse.
Das sind bewegende Begegnungen mit Menschen, die sehr ratlos stimmen, da man keinen weiteren Kontakt zu den Patienten hat und selbst auch keine zusätzlichen Kontrollen durchführen kann.
Alles in allem war es jedoch ein sehr befriedigender und angenehmer Aufenthalt in einem landschaftlich sehr schönen Land mit sehr angenehmen und freundlichen Menschen.
An dieser Stelle möchte ich nochmals meinen herzlichen Dank an Alban und Besnik für die sehr gute Betreuung aussprechen sowie an Stefan für die allzeit sehr gute und angenehme Zusammenarbeit. Herzliche Grüße auch an Dave und seine Familie!“
Seit Anfang dieses Jahres existiert der humedica-Reisefonds, dessen Ziel es ist, ehrenamtlichen Einsatzkräften durch finanzielle Unterstützung einen langfristig geplanten Einsatz für Menschen in Not, wie im Kosovo, zu ermöglichen. Bitte unterstützen Sie unsere langfristig geplanten Einsätze mit einer gezielten Spende für den Reisefonds. Vielen herzlichen Dank!
humedica e.V.
Stichwort „Reisefonds“
Konto 47 47
BLZ 734 500 00
Sparkasse Kaufbeuren