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Nach der Ausstellung des internationalen Haftbefehls vor zwei Wochen gegen Präsident Omar Hassan al-Baschir ist die Situation im Sudan weiter angespannt. Der angeklagte Staatschef ließ mehrere Hilfsorganisationen ausweisen, wodurch sich die Lage der Bevölkerung massiv verschlechtert hat. humedica kümmert sich in der Krisenregion Darfur um die Versorgung von etwa 270.000 Flüchtlingen. Patrick Khamadi, internationaler Berater bei humedica, kennt sich im Land aus und beobachtet die Entwicklung der humedica-Projekte.
In Kenia geboren, in Indien studiert, international unterwegs und wohnhaft in Deutschland. Wo fühlst du dich zu Hause?
Patrick Khamadi: Zuerst denke ich an natürlich an Kenia, denn von dort komme ich. Aber seit viereinhalb Jahren fühle ich mich in Deutschland zu Hause. Meine Frau ist Deutsche und meine Kinder Manisha und Manuel sind hier aufgewachsen. Das macht Deutschland für mich auch zu einer Heimat.
Du bist erfahrener Berater für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Unter anderem hast du für die Vereinten Nationen gearbeitet. In welchen Projekten warst du tätig?
Bei den Vereinten Nationen habe ich in unterschiedlichen Projekten gearbeitet, größtenteils im Management. Entweder habe ich die Organisation des involvierten Teams oder das Projekt selbst entwickelt und gefördert.
Zuerst habe ich für "United Nations Development Programme (UNDP)” in Äthiopien gearbeitet. Ich war Teil des Teams, das für die Regierung nach dem Krieg mit Eritrea 1993 den Fünf-Jahres-Plan entwickelt hat.
2003 habe ich an einem Fünf-Jahres-Plan für Somalia gearbeitet. Im Südsudan habe ich ein Jahr später für UNICEF gearbeitet. Als kurzzeitiger Berater war ich außerdem in Tansania bei "Food and Agriculture Organisation (FAO)".
Während deiner Arbeit wirst du mit viel Leid konfrontiert. Was motiviert dich, dich für Menschen in Not einzusetzen?
Es motiviert mich zu sehen, wenn Menschen vorwärts gehen. Zum Beispiel, wenn Menschen lächeln, weil sie nach langer Krankheit durch medizinische Hilfe gesund werden. Genauso berührt es mich zu sehen, wenn Menschen einer Gesellschaft durch ihren Beruf helfen, sei es als Krankenschwester oder als Lehrer.
Für Europäer mögen das einfache Tätigkeiten sein, die nicht viel zu verändern scheinen, aber quer durch Afrika sind es genau diese Menschen, die etwas bewegen. Sie machen einen Unterschied in Krankenhäusern oder Schulen. Das sieht man im Vergleich der afrikanischen Länder untereinander.
Wie gehst du persönlich mit der großen Not um? Bist du manchmal hoffnungslos?
Ja, sehr oft. Es ist wichtig zu lernen, den Blick auf das zu richten, was man tun kann. Besonders in der Notfallhilfe ist man oft mit den Folgen einer vergangenen Katastrophe konfrontiert.
Die Betroffenen haben schmerzvolle Erfahrungen hinter sich. Herausfordernd ist es dann, nicht auf das Vergangene zu sehen, sondern zu überlegen, wie aktuell in der Not geholfen werden kann. Nur auf das Elend zu blicken, hilft nicht weiter.
Seit August 2008 arbeitest du in der humedica-Hauptzentrale in Kaufbeuren. Was sind deine Aufgaben?
Ich bin in der Abteilung "Internationale Programme und Projekte". Dabei berate ich vor allem die humedica-Projekte im Sudan. Die Arbeit im Sudan hat zwei Seiten, die ich berücksichtige. Zum einen ist es Not- und Katastrophenhilfe, zum anderen Entwicklungshilfe. Ich überprüfe die Arbeitsprozesse des Projekts.
Weiter beobachte ich die Beziehungen des Teams vor Ort mit Behörden und anderen NGOs und untereinander. Die Zusammenarbeit soll so gut wie möglich ausgeschöpft werden. Dann bewerte ich die Ergebnisse der Arbeit im Sudan.
Wenn Personal oder Hilfslieferungen aus Deutschland in den Sudan geschickt werden, stehe ich als Berater zur Verfügung. Das ist wichtig, damit der Not am effektivsten begegnet werden kann.
Du hast vor allem die humedica-Projekte in der sudanischen Krisenregion Darfur neu konzipiert. Was wolltest du verändern?
Am wichtigsten war mir zu betonen, wie grundlegend Beziehungen sind. Erstens innerhalb des Teams im Sudan und zweitens die Beziehungen zwischen ihnen und der Hauptzentrale in Deutschland. Besonders im Hinblick auf Erwartungen von beiden Seiten muss gut kommuniziert werden
Einen Blick in die Zukunft: Wo sollen die humedica-Projekte in Darfur in den nächsten Jahren stehen?
Vor zwei Monaten dachte ich, wir würden uns mit unserer Arbeit von dem Bereich "Postkonflikt", also der Soforthilfe hin zur "Entwicklungszusammenarbeit", also der langfristigen Hilfe bewegen.
Aufgrund der aktuellen Situation meine ich, dass in beiden Bereichen mehr als genug Arbeit vorhanden ist. Daher ist eine Weiterführung der Arbeit im Süd-Darfur innerhalb der nächsten sechs bis neun Jahre wahrscheinlich. Letztendlich hängt es aber auch davon ab, inwieweit sich die Medien weiterhin für diesen Konflikt interessieren.